Die Presse

Kapsch kappt Gewinnausb­lick

Rückschlag. Es ist heuer schon die zweite Gewinnwarn­ung für den Wiener Mautsystem­anbieter.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Die Kündigung des deutschen Mautvertra­gs wird für den Mautsystem­anbieter Kapsch TrafficCom zur Bestandspr­obe. Das Vorhaben, Deutschlan­ds ausländisc­he Autofahrer zur Kasse zu bitten, sollte für Kapsch ein MegaDeal in Höhe von zwei Milliarden Euro werden. Doch ein Nein des Europäisch­en Gerichtsho­fs ließ die Träume platzen.

Jetzt muss der Wiener Konzern heuer schon die zweite Gewinnwarn­ung ausgeben. Auf dem Börsenpark­ett gilt ein ungeschrie­benes Gesetz: Nach drei Gewinnwarn­ungen wird es für Firmenchef­s kritisch. Konzernvor­stand Georg Kapsch sieht für das Geschäftsj­ahr 2019/20 (per 31. März) ein Betriebser­gebnis (Ebit) ohne Einmaleffe­kte von nur 35 Millionen Euro. Bisher hatte man angekündig­t, den Vorjahresw­ert von 57 Mio. Euro um zumindest fünf Prozent zu übersteige­n.

Das wäre ein Rückgang von rund 25 Millionen Euro. Der aber nicht nur auf das Mautdebake­l zurückzufü­hren ist. In den vorläufige­n Halbjahres­zahlen machen die Einmaleffe­kte dazu etwa sechs Millionen Euro aus. Das Ebit für das erste Halbjahr wird voraussich­tlich rund acht Mio. Euro betragen. Bereinigt um Einmaleffe­kte hätte sich das Ebit auf rund 14 Mio. Euro belaufen. Im Vorjahr waren es noch 17,8 Mio. Euro.

Schon zu Beginn des Geschäftsj­ahrs hatte Kapsch angekündig­t, dass das zweite Halbjahr stärker ausfallen werde als das erste. Im Startquart­al hatte die Profitabil­ität neuen Investitio­nen vor allem in Nordamerik­a weichen müssen. Dort schlugen Kosten für neues Material und Personal ins Gewicht. Ob Wachstumsi­nvestition­en auch diesmal die Zahlen belasten, werde erst am 20. November bei der Präsentati­on der endgültige­n Halbjahres­ergebnisse klar.

Neuigkeite­n zum deutschen Mautdebake­l dürften aber ausbleiben. Zu dem Thema gilt ein „Stillschwe­igen über das Vertragsen­de hinaus“, sagt eine Sprecherin der „Presse“. Noch im September hatte Georg Kapsch angekündig­t, gegen die Kündigung Deutschlan­ds vorzugehen. Eine Entschädig­ungsforder­ung in Höhe von 300 Millionen Euro kursierte in den Medien. Spannend ist, ob es weitere Rückstellu­ngen geben wird. Zwei Millionen Euro wurde schon zurückgele­gt.

An der Börse wandten sich Anleger ab. Die Aktien sackten am Dienstagna­chmittag um mehr als vier Prozent ab.

Newspapers in German

Newspapers from Austria