„Eigentlich hab ich einedraht“
Pop. Günter Mokesch, Austropopstar, Musicaldarsteller, Komponist, feiert Jubiläum in der Szene Wien. Der alte Egomane ist fast bescheiden geworden.
Ich laufe nur mehr kleine Schritte. Ich ahne, dass ich als Popmusiker nicht mehr weltberühmt werde. Vielleicht gelingt mir noch die eine oder andere Airplay-Geschichte, aber was ich kann, das ist, so oft wie möglich auf der Bühne zu stehen.“
Das klingt bescheiden. Wenige Tage nach seinem 60. Geburtstag am 8. Oktober klingt der einstige Egomane Günter Mokesch geläutert. Ganz anders jedenfalls als in den Achtzigern, als er eines der großen Versprechen der heimischen Popmusik war. Einige Top-Ten-Hits glückten, etwa „Send Me Roses“. Und mit „Smile“hat er tatsächlich eine Kultnummer geschaffen, die kein Ablaufdatum kennt. Heute schaut er friedlich auf seine doch recht turbulent verlaufene Karriere zurück.
Mokesch begann als Popsänger, wechselte dann zu Musical und Kabarett, ehe er begann, Filmmusik zu machen. Einem seiner Soundtracks wurde sogar die Ehre zuteil, beim Filmfestival in Shanghai ausgezeichnet zu werden. Das war ein Wendepunkt in Mokeschs Laufbahn. „Als ich auf den Vierziger zuging, wurde mir klar, dass ich mich neu orientieren muss. Glücklicherweise kam die Sache mit der Filmmusik auf mich zu. Es hat mich selbst überrascht, dass das gelang. Zunächst habe ich ja nur so getan, als ob ich es könnte. Eigentlich hab ich einedraht. Und dann habe ich es doch gekonnt.“
Mit „Learning by Doing“könnte man seine gesamte Karriere beschreiben. Schon als junger Mann hat er einfach gemacht. „Meine Eltern haben mir ein Klavier gekauft, damit ich übe, bis ich mir die Finger breche, um klassische Werke spielen zu können. Das war ihre Hoffnung. Ich habe mir dann selbst eine Gitarre gekauft und mir drei, vier Akkorde selbst beigebracht. Damit habe ich sofort einmal eine Nummer in einer Art Chinese English geschrieben. Mit zwölf Jahren.“
Höhenflüge und unsanfte Landungen wechselten einander in schönster Regelmäßigkeit ab. In jungen Jahren wurde er gleich direkt von Wickerl Adam vom Wiener Bandwettbewerb Popodrom engagiert, wo er mit „Schlag mich mit dem Rhythmusstock“, der Coverversion eines Ian-Dury-Hits, gewann. Nach der Zeit als Sänger der Hallucination Company folgte eine veritable Solokarriere mit Hits wie „Face of Love“und eben „Send Me Roses“.
Danach sprang er überraschend ins Musical-Fach hinüber. Ein Engagement in einem Sommermusical im Zelt vor der Votivkirche lockte ihn weg vom Pop. „Ich war hellauf begeistert von der gemeinsamen Arbeit an einem Stück. Deshalb ging ich zum damali
geboren am 8. Oktober 1959, aufgewachsen in Hohenau an der March, ist Komponist, Texter und Sänger. Am Donnerstag, 17. Oktober, feiert er in der Szene Wien seinen Sechziger und sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. „Günter Mokesch & Freunde“, u. a. mit Andy Baum, Fredi Jirkal, Tini Kainrath und Roxy (früher Ramona Rotstich), Beginn 20 Uhr. gen Chef der Vereinigten Bühnen, das war Rudi Klausnitzer, um ihm mitzuteilen, dass ich jetzt da sei und gerne eine Hauptrolle hätte. Er meinte bloß, das sei schön, aber bei ihnen müsse man vorsingen. ,Ich auch?‘, fragte ich.“
Irgendwann hat er es aber doch verstanden. Für eine Rolle im Musical „Kuss der Spinnenfrau“bereitete er sich akribisch vor. Er sah sich das Stück im Londoner West End an und belegte zudem einen Kurs für Method Acting in New York. „Die Kollegen in Wien haben es dann gar nicht gepackt, wie kühn ich mich aufs Parkett geschmissen habe. Regisseur Harold Prince meinte dann mal recht stoisch: ,This is great, but this is not Anton Chekhov. This is an American musical.‘“Die Hauptrolle des Molina war ihm gewiss. Sogar ein Angebot aus den USA kam rein. Wenn sich nicht die amerikanische Künstlergewerkschaft quergestellt hätte, wäre er dahin gewesen.
So aber wechselte er zum Kabarett und begann zu tingeln. „Damals hab ich gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen.“Das tut er, indem er ganz pragmatisch Film- und Werbemusik fertigt, aber auch, indem er mit drei Programmen auf den Bühnen steht. Zu seinem 40-Jahre-Bühnenjubiläum, das er am 17. Oktober in der Szene Wien zelebriert, hat er sich auf Gäste beschränkt, mit denen er in den letzten Jahren gearbeitet hat. Kann man in so einem konkurrenzträchtigen Genre überhaupt richtige Freunde gewinnen? „Es ist ein bisserl eigenartig. Man umarmt einander zwar oft und busselt sich ab, aber unternimmt dann doch nichts privat. Aber so ist es halt.“