Facebooks Pläne für eine Währung der Konzerne
Facebook will nun auch eine neue digitale Währung einführen. Aber welche Probleme sollen damit eigentlich gelöst werden?
Facebook macht Ernst: Seit der Ankündigung, eine neue globale digitale Währung einführen zu wollen, gehen die Wogen in Politik und Finanzwelt hoch. Nicht ohne Grund verweist das Unternehmen mit dem Namen Libra zurück auf Rom mit seiner Gewichtseinheit „Libra“– und auf einen sehr weit gespannten historischen Zusammenhang: Der digitale Tsunami macht nun also auch vor Währungssystemen nicht halt.
Wohin die Reise gehen könnte, kann man in China sehen. Wer dort Einkäufe, Restaurantbesuche oder die Taxifahrt noch mit Bargeld oder Kreditkarte bezahlt, ist digitaler Analphabet. Stattdessen nutzen mehr als eine Milliarde Zeitgenossen WeChat Pay und Alipay als mobile Zahlungsmethoden. So kontrollieren die beiden gigantischen Tech-Konzerne Tencent und Alibaba mittlerweile über 90 Prozent des chinesischen mobilen Zahlungsmarkts mit einem jährlichen Transaktionsvolumen von mehr als 40 Billionen US-Dollar und über 60 Milliarden Finanztransaktionen in Fiat-Währungen wie dem chinesischen Yuan.
Der westlichen Welt bleibt angesichts dieser Aufholjagd im Bereich Finanztechnologie nur ungläubiges Staunen, trotz Bitcoin und Co. mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 200 Milliarden Dollar und der dadurch geschaffenen Möglichkeit, auch Vermögenswerte außerhalb von Fiat-Währungen abzubilden. Höchste Zeit also, dachte sich ein breit aufgestelltes Konsortium aus Finanz- und TechKonzernen mit mehreren Milliarden Nutzern, ein globales Zahlungssystem und eine globale, rein digitale Währung einzuführen.
Doch dabei stellt sich eine simple Frage: Welche Probleme sollen durch Libra eigentlich gelöst werden? Werfen wir hierzu einen Blick auf Idee und Entwicklung von Bitcoin. Diese Währung geht zurück auf die Vision eines bis heute unbekannten Akteurs, der unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ein neues Geld- bzw. Währungssystem konzipierte, das direkte elektronische Zahlungen ermöglichen sollte, ohne dabei auf die Dienste etablierter Finanzinstitutionen vertrauen zu müssen. Die durchaus berechtigten Erwartungen an eine kostengünstigere und effizientere globale Infrastruktur für Finanztransaktionen waren hoch und wurden durch exorbitante Kurssprünge und den Glauben an die dahinterstehende BlockchainTechnologie als Lösung für alle ungelösten (und vielleicht auch gar nicht lösbaren) IKT-Probleme noch weiter befeuert. Effizienz, Dezentralität und „programmiertes Vertrauen“gegenüber unbekannten Dritten gelten bis heute als Hauptargumente für den Einsatz von Blockchains. Libra als Anwendungsfall verspricht schnelle und einfache Zahlungsströme, über Grenzen hinweg. Libra will auch Zahlungsmittel und nicht Spekulationsobjekt sein.
Zehn Jahre nach Nakamotos Text können wir einzelne Bausteine der ursprünglichen Bitcoin-Vision etwas besser in die Realität einordnen. Wir wissen, dass die meisten Kryptowährungen nicht anonym sind, sondern bestenfalls als pseudonym einzustufen wären. Außerdem bleiben Krypto