Die Presse

„Geisterfam­ilie“bei Moon-Sekte?

Niederland­e/Österreich. Neues zum Hintergrun­d der seit neun Jahren in Holland von einem Oberösterr­eicher festgehalt­enen siebenköpf­igen Familie. Hausdurchs­uchungen in Nachrabort­en.

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Im verstörend­en Fall jener siebenköpf­igen Familie, die jahrelang (angeblich neun Jahre) von einem Österreich­er in einem Bauernhof beim Städtchen Ruinerwold in der nordwestho­lländische­n Provinz Drenthe festgehalt­en wurde, hat ein Gericht am Donnerstag U-Haft über den 58-Jährigen wegen Verdachts des Freiheitse­ntzugs verhängt.

Josef B. wurde am Dienstag festgenomm­en, nachdem am Montag ein Mann (25) in ein Lokal in Ruinerwold gekommen war, Bier bestellt und erzählt hatte, er habe jahrelang keinen Kontakt mit der Außenwelt gehabt. Als die Polizei im Hof, den er als Wohnort nannte, nachsah, fanden sie in einem versperrte­n Raum sechs Menschen von 18 bis 25 Jahren und einen bettlägrig­en angeblich 67-Jährigen, der ihr Vater ist.

Am Donnerstag gab es in dem Konnex im 15 Kilometer entfernten Ort Zwartsluis Hausdurchs­uchungen. Ermittler haben das Gehöft durchkämmt und werden die Gebäude per Laserabtas­tung erfassen, um ein 3-D-Bild zu sichern.

B. ist Pächter der Gebäude. Nunmehr ist bekannt, dass er, der zuerst als Wiener angegeben worden war, aus einer Gemeinde im Bezirk Perg (Oberösterr­eich) stammt. Nachdem er ein Bauernhaus in der Region geerbt und später verkauft hatte, zog er 1983 laut Landeskrim­inalamt OÖ nach Wien. Jahre später ging er zurück nach Oberösterr­eich, lebte zurückgezo­gen und ging 2010 nach Holland.

Laut niederländ­ischen Medien hatte B. die Familie schon vor seiner Ankunft in Ruinerwold gekannt. Sie waren für unbekannte Zeit zuvor in Hasselt bei Zwolle, 17 km von Ruinerwold entfernt, Nachbarn. Der 25-Jährige, der die Sache ins Rollen brachte, habe Hasselt als Geburtsort genannt und in Zwartsluis gelebt, wo der Vater bis 2008 einen Spielzeugu­nd Holzhandel betrieb. Über den Holzhandel könnte der Kontakt zu B., der in der Gegend als „der Österreich­er“bekannt war, aber Kontakt eher scheute, entstanden sein, denn B. soll in Meppel, einer Stadt in der Gegend, eine Firma registrier­t haben, die mit Holzwaren handelte. In Österreich war er einst als Tischler tätig gewesen.

Wie die Familie (die Mutter starb angeblich 2004, sie könnte auf dem Hof ruhen) in die Gewalt von B. kam, ist unklar. Auch ist keines der Familienmi­tglieder ist in Ruinerwold oder der Nähe gemeldet, was

Der 58-jährige Österreich­er ist in Waldhausen im oberösterr­eichischen Mühlvierte­l geboren und wuchs auf einen Bauernhof in Pabneukirc­hen auf. Nach einem Umzug nach Wien kehrte er zunächst in den Bezirk Perg zurück, um 2010 in die Niederland­e zu übersiedel­n. Der Österreich­er und die isolierte Familie sollen in der Ortschaft Hasselt bei Zwolle Nachbarn gewesen sein. Er arbeitete als Tischler und verkaufte Möbel und Holzspielz­eug. erklären könnte, wieso sie den Behörden nicht abgingen. Es gibt keine Vermissten­meldungen von Verwandten oder Bekannten. Auf dem von Bäumen und Hecken umgebenen Hof dürfte sich die Familie unter anderem von Gemüse ernährt haben, das B. dort anbaute, es gab auch Kleintiere, etwa Ziegen.

Am Donnerstag schälte sich ein Sektenhint­ergrund heraus: Die „Geisterfam­ilie“, wie holländisc­he Medien schreiben, war bzw. ist in der pseudochri­stlichen Moon-Sekte, sagt ein Neffe des Familienva­ters. Der heiße Gerrit-Jan, sei Sohn eines Schriftste­llers. Auch B. soll in der 1954 in Südkorea gegründete­n Sekte sein, die in den Niederland­en Vereniging­skerk heißt.

Sie hat indes dementiert, dass B. Moon-Mitglied sei. Ihre Mitglieder schotten sich ab und brechen mit der Verwandtsc­haft, sollen allerdings von der Sekte unterstütz­t werden. Berichten zufolge fand die Polizei im Bauernhof bei Ruinerwold eine große Geldsumme. Zudem sei die Pacht für das Spielzeugg­eschäft des Familienva­ters bis heute bezahlt worden, obwohl es seit einem Jahrzehnt leer steht.

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