Dem Versorgungsengpass den Kampf ansagen
Eine hochkarätig besetzte Expertenrunde bringt Lösungsvorschläge gegen den drohenden Medikamentenausverkauf.
Europa hat sich bei der Medikamentenversorgung in eine Abhängigkeit von Asien manövriert. Viele Arzneimittel werden nicht mehr in Europa hergestellt. Besonders drastisch ist es etwa bei Antibiotika, die mittlerweile schon zu 80 Prozent in China hergestellt werden. Vor allem bei Generika rückt die Produktion immer weiter aus Europa ab. Um dieses Thema zu vertiefen, bittet „Die Presse“gemeinsam mit dem Pharmaunternehmen Sandoz, einem Teilkonzern von Novartis, der die gesamten Generikaaktivitäten der NovartisGruppe bündelt, zur Podiumsdiskussion. Im Rahmen dieser Diskussion sollen Lösungsvorschläge gegen den Versorgungsengpass diskutiert werden, die zu einer nachhaltigen Verbesserung der Patientenversorgung führen sollen.
Ein Lösungsansatz sieht zum Beispiel die Erstellung einer Liste mit „Essential Medicines“vor, also eine Liste, auf der die wichtigsten Medikamente angeführt werden, deren Versorgungssicherheit garantiert werden muss. Die Niederlande gelten hier als Vorreiter.
Es diskutieren Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin der AGES Medizinmarktaufsicht und Mitglied des BASG – Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, Bernd Grabner, Geschäftsführer bei Jacoby GM Pharma und Präsident des GIRP, der europäischen Dachorganisation der Arzneimittel-Vollgroßhändler, Andreas Eberhorn, Country Head Sandoz Austria, sowie Thomas Tost, Obmann, Österreichischer Verband der Herz- und Lungentransplantierten.
Moderiert wird die Podiumsdiskussion von Eva Komarek, General Editor for Trend Topics bei der Styria Media Group.
Negative Kettenreaktion
Warum kam es überhaupt dazu, dass die Produktion der Arzneimittel aus Europa ausgelagert wurde? Ein Grund ist der starke Preisdruck seitens der europäischen Gesundheitssysteme.
China kann günstiger produzieren. Darunter leidet aber nicht selten die Qualität. Alleine das sollte Motivation genug sein, um die Produktion wieder in die EU zu holen. Die Auslagerung findet aber noch weitere negative Nebeneffekte. Zum Beispiel beim Thema Nachhaltigkeit. Die Transportwege mancher Arzneimittel hinterlassen riesengroße CO - 2 Fußabdrücke, etwa, wenn Medikamente in China hergestellt werden, aber um die halbe Welt reisen müssen, um in Südamerika verpackt zu werden. Nur, wenn der große Preisdruck in Europa in den Griff gebracht werden kann, gibt es realistische Chancen, die Produktion zurückzuholen. Gleichzeitig wird in der Diskussion aber auch der parallel stattfindende Warenhandel diskutiert. Bei Arzneimitteln finden Warenströme zwischen den europäischen Ländern statt, weil viele Produkte in den Ländern unterschiedlich viel kosten. Es soll aufgezeigt werden, unter welchen Umständen dieser Querhandel gegen den Versorgungsengpass helfen kann, bzw. welche Folgen das für Österreich hat.
Sandoz spricht die Probleme offen an und versucht, bei der Kommunikation als Vorbild voranzugehen, indem das Unternehmen sich bemüht, alle wichtigen Stakeholder an einen Tisch zu bringen, um Lösungen gegen den Versorgungsengpass voranzutreiben.
Dazu gehört, dass rechtzeitig Alarm geschlagen wird, wenn ein Engpass eines Arzneimittels vorhersehbar ist. Im Vorfeld lassen sich Maßnahmen treffen, um betroffene Medikamente leichter zu kontingentieren und durch intelligente Umverteilung dafür zu sorgen, dass die Patientenversorgung optimal gegeben ist. Das ist natürlich auch eine logistische Herausforderung, der man sich bewusst werden muss. Auch hier darf sich das Publikum von der Podiumsdiskussion Antworten erwarten.