Salzburg hat am Waagplatz seit einem Jahr eine Tagesbar, die jetzt mit einem internationalen Preis ausgezeichnet wurde.
Gastronomie.
Die Stadt Salzburg gilt nicht gerade als gastronomisches Ödland. Trotzdem hat Norbert Koller von einiger Zeit eine Lücke entdeckt, die er unbedingt füllen wollte: An der Salzach fehlte eine urbane Andockstation für jene Menschen, die nicht nur am Abend das Flair einer Bar genießen wollen, sondern auch dann, wenn es draußen noch hell ist.
Also entschloss sich Koller mit seiner Frau, Claudia, das ohnehin nicht ganz ideale Erdgeschoß des Traditionsgasthauses K+K am Waagplatz in eine Tagesbar zu verwandeln. Und weil es etwas Besonderes werden sollte, engagierten sie einen Architekten, mit dem sie sich in ihrem Blick auf die Welt seit Längerem verbunden fühlten: Stephan Ferenczy, Mitbegründer des Wiener Büros BEHF Architects. Er war es auch, der am Mittwochabend ein etwas verspätetes Geschenk zum ersten Jahrestag der Eröffnung überbrachte: den Iconic Award 2019, der innovative Architektur- und Designlösungen in aller Welt prämiert.
„Wir sehen den Preis auch als eine Bestätigung dafür, dass man sich in historischen Gebäuden etwas trauen darf“, sagt Norbert Koller. Schließlich ist es gar nicht so selbstverständlich, im Ambiente der historischen Salzburger Altstadt zeitgemäße Architektur umzusetzen. Ferenczy und sein Team sind mit Respekt vor der alten Substanz an die Aufgabe herangegangen. Das Haus am Waagplatz wurde 1181 erstmals urkundlich erwähnt, so namhafte Architekten wie Gerhard Garstenauer und Clemens Holzmeister haben in dem Gebäude ihre Handschrift hinterlassen.
„Es ist schon etwas Besonderes, in so einem Haus, das auch von so bekannten Namen mitgestaltet wurde, einen zeitgemäßen Beitrag leisten zu dürfen“, sagt Ferenczy. Es galt, das denkmalgeschützte Gebäude mit Bedacht zu verändern. So wurde der alte Adneter Marmorboden saniert. Das typische Gewölbe wird durch eine neue Decke aus Mosaikfliesen betont, die je nach Lichteinfall einmal heller, einmal dunkler schimmern. Dunkles Holz, Leder und Metall sorgen für das typische Flair einer gediegenen Bar.
„Natürlich hätten wir das Erdgeschoß auch ganz traditionell machen können“, sagt Norbert Koller. Doch als er vor vier Jahren mit seiner Frau das Gasthaus von seinem Vater übernommen hat, war ihm klar: Es kann nicht alles so bleiben, wie es ist. „Es gibt auch die Verpflichtung, so ein Haus in die Zukunft zu führen und seine eigene Handschrift zu hinterlassen.“
Dass er den Betrieb einmal übernehmen werde, war immer klar. Sein Vater betrieb nicht nur das K+K, sondern war auch Pächter des Flughafenrestaurants oder des Stieglkellers. „Ich bin in der Küche des Flughafenrestaurants aufgewachsen“, sagt Koller: „Für ein Kind ist so ein Restaurant wie ein Zirkus. Das steckt an und prägt.“Er habe sich immer berufen gefühlt, das Stammhaus einmal zu übernehmen.
Seine Frau und er haben sich übrigens auch in der Gastronomie kennengelernt. Er arbeitete im Sommer im Stieglkeller mit, sie im Festungsrestaurant. In den Pausen trafen sich die damals 17-Jährigen im Cafe´ Tomaselli und waren glücklich, dass sie sich den Kaffee servieren lassen konnten, erinnert sich Claudia Koller. Den beiden Söhnen – zehn und 13 Jahre alt – lässt sie offen, ob sie einmal in den Betrieb einsteigen wollen oder nicht. Aber es sieht gut aus, der Ältere interessiert sich schon für die Tourismusschule.
Und wie kommt das Konzept einer Tagesbar bei den Salzburgern an? Sie mussten sich ein bisschen umgewöhnen, nun schätzen sie das urbane gastronomische Angebot. Und sie sind zufrieden, dass in den alten Stuben im ersten und zweiten Stock, mit denen Einheimische und Gäste viele Erinnerungen verbinden, alles so geblieben ist, wie es immer war.
des Restaurants K+K am Waagplatz in Salzburg wurde in der Kategorie Innovative Architecture mit dem Iconic Award 2019 ausgezeichnet. Der Entwurf für die Tagesbar stammt vom Wiener Architekturbüro BEHF Architects.