Die Presse

Ein Verarmungs­programm ohne Wirkung

Klima. Lässt sich ein globales Problem wie der Klimawande­l national lösen? Nein, sagen Schweizer Ökonomen. Wir müssen Geld für Treibhausg­asvermeidu­ng dort einsetzen, wo es die größte Wirkung erzielt. Also auch im Ausland.

-

Lässt sich ein globales Problem wie der menschenge­machte Teil des Klimawande­ls auf nationaler Ebene sinnvoll bekämpfen? Die Frage stellt sich, weil ja in Europa, speziell in Deutschlan­d, der Schweiz, teilweise aber auch in Österreich, zunehmend radikale Ideen ins Spiel gebracht werden, die überwiegen­d auf den CO2-Ausstoß im Inland abzielen. Während in anderen Teilen der Welt andere Themen im Vordergrun­d stehen. Vor allem in den drei großen Verschmutz­erländern USA, China und Indien, deren jährlicher Zuwachs bei den Treibhausg­asemission­en größer ist als der Gesamtauss­toß der Schweiz und Österreich­s zusammenge­nommen.

Der Schweizer Thinktank Avenir Suisse hat sich das in einem Wenn-dann-Modell näher angeschaut und ist bei der Frage, was wäre, wenn alle derzeit auf dem Tisch liegenden Ideen auf nationaler Ebene umgesetzt würden, zu einem eher ernüchtern­den Ergebnis gekommen.

Die Eidgenosse­n gehen von derzeit vorliegend­en Forderunge­n aus, die realistisc­h bewirken könnten, dass das Land bis 2050 klimaneutr­al wird, also nicht mehr Treibhausg­ase ausstößt, als durch natürliche und technische Speicher gebunden werden können. Wobei die Reduktione­n ausschließ­lich im Inland erfolgen.

Das läuft dann ungefähr so ab: Es wird eine drastische CO2-Steuer (240 Franken je Tonne ab 2022) eingeführt. Die eingenomme­n Mittel fließen ebenso wie die aus einer Mehrwertst­euererhöhu­ng in einen Klimafonds. Relativ bald werden Inlandsflü­ge verboten, Auslandsfl­üge mit hohen Steuern belegt und eine saftige SUV-Steuer für große Autos eingeführt. Der Klimafonds schüttet hohe Subvention­en für inländisch­e Cleantech-Unternehme­n aus. Kurz danach werden Dieselfahr­zeuge verboten, Benzin wird extrem verteuert, auf Importe wird, berechnet an den bei deren Herstellun­g anfallende­n Emissionen, ein hoher Importzoll eingehoben. Der Landwirtsc­haft wird eine drastische Reduktion der Viehbestän­de verordnet, Fleisch und Milch werden mit hohen Klimasteue­rn belegt.

Ergebnis: Die Schweiz schwenkt um 2030 auf einen „Vermeidung­spfad“ein, der die Klimaziele 2050 realistisc­h erscheinen lässt. Der Preis: Die Großindust­rie hat zu diesem Zeitpunkt Produktion­en schon weitgehend in Gebiete mit weniger strengen Regeln nach Asien und Afrika verlegt, die Mittelstän­dler beginnen, dieser „Carbon Leakage“-Strategie zu folgen. Im Inland ist ein riesiger, hoch subvention­ierter Cleantech-Sek

Newspapers in German

Newspapers from Austria