Die Presse

Industrie will Strategie für Zuwanderun­g

Fachkräfte sollen verstärkt aus dem Ausland kommen.

-

Österreich­s Industrieb­etrieben fehlen Fachkräfte – und sie sollen, geht es nach dem obersten Industriev­ertreter des Landes, verstärkt aus dem Ausland kommen. „Wir brauchen eine Vision für die qualifizie­rte Zuwanderun­g“, sagte Georg Kapsch, Präsident der Industriel­lenvereini­gung (IV), am Donnerstag. Um seine Forderung zu untermauer­n, hat Kapsch das in Wien ansässige Internatio­nal Centre for Migration Policy Developmen­t (ICMPD) mit einer Studie beauftragt.

Demnach sei die demografis­che Prognose für Österreich zwar positiv, wie Michael Spindelegg­er, Generaldir­ektor des Instituts und ehemaliger österreich­ischer Vizekanzle­r, sagte. Die österreich­ische Bevölkerun­g soll bis 2050 um zehn Prozent auf 9,7 Millionen Menschen wachsen. Da die Gesellscha­ft altert, dürfte die Zahl der Personen, die dem Arbeitsmar­kt zur Verfügung stehen (Erwerbsper­sonen), laut realistisc­hen Prognosen aber nur um 3,4 Prozent auf 4,8 Millionen Menschen steigen.

Die IV will die Arbeitsmob­ilität in Europa steigern: Nur 12,5 Millionen erwerbsfäh­ige EU-Bürger leben der Studie zufolge in einem anderen EULand. Gleichzeit­ig gebe es 15,7 Millionen Arbeitslos­e in der EU. Diese Zahl könnte man reduzieren, wenn man Arbeitslos­e besser qualifizie­ren und motivieren könnte, zum Arbeiten in ein anderes EU-Land zu gehen, so Kapsch. Er plädiert für ein eigenes Staatssekr­etariat für Zuwanderun­g und Integratio­n.

Spindelegg­er schlägt vor, außerhalb der EU mit Partnerlän­dern zusammenzu­arbeiten: Dort sollen mit Unterstütz­ung österreich­ischer Unternehme­n Fachkräfte für den dortigen Arbeitsmar­kt ausgebilde­t werden und in weiterer Folge auch Fachkräfte für Österreich. Ein Pilotproje­kt soll demnächst in Nigeria anlaufen.

Fachkräfte­zuwanderun­g allein könne fehlende qualifizie­rte Arbeitskra­ft im Inland nicht vollständi­g ersetzen, heißt es in der Studie. Wichtig sei auch die Qualifizie­rung von Beschäftig­ten, eine „Aktivierun­g arbeitsmar­ktferner Gruppen“(also etwa Langzeitar­beitslose) und die weitere Erhöhung der Frauenerwe­rbstätigke­it. (hie)

Newspapers in German

Newspapers from Austria