Pionierinnen im Himalaja
eines Haushaltes auch, so weit es ging, am Gletscher aufrechterhielten. Sie waren sich bewusst, dass eine Frau adrett ausschauen sollte, und so schrieben sie etwa darüber, wie sie ihre sonnenverbrannten Gesichter pflegten.“
Eine Ausnahmeerscheinung ihrer Generation war die Französin Claude Kogan (1919−1959), die 1959 als erste Frau eine Achttausender-Expedition auf den Cho Oyu (8188 m) organisierte. Sie kam ebenso wie eine belgische Teilnehmerin und zwei Sherpas bei einem Lawinenunglück ums Leben. In der Tragödie sahen sich viele in ihren Vorurteilen gegenüber Frauen am Berg bestätigt. Gugglberger: „Ganz ausgeschlossen waren Frauen damals nicht, sie durften an Expeditionen teilnehmen, aber nur bis zum Basiscamp, nicht in die hohen Höhenlager mitgehen und höchstens als Küchenhilfen.“Die Diskussionen darüber, ob Frauen körperlich überhaupt für den Sport geeignet seien, ebbten auch nach deren Leistungen mit immer höheren Gipfeln nur langsam ab. Dezidierte Kritik an Sexismus und Chauvinismus am Berg übten erst die Bergsteigerinnen der 1970er- und 1980er-Jahre. „Sie forderten, dass Frauen die Führung bei Expeditionen übernehmen und höchste Routen erklettern sollten“, so Gugglberger.
Eine der wichtigsten Frauen des Höhenalpinsports im 20. Jahrhundert war Wanda Rutkiewicz (1943−1992), die 1992 am Kangchendzönga (8586 m) verschwand. Die Polin brachte das Konkurrenzdenken in die Bergsteigerinnenszene. Sie war 1978 die erste Europäerin auf dem Mount Everest und auf dem besten Weg, als erste Frau alle 14 Achttausender zu besteigen. Über Bemühungen, sie von dem Vorhaben abzuhalten, soll Rutkiewicz gesagt haben: „Alle Versuche, meine Unabhängigkeit einzugrenzen, betrachte ich als Aggression, auf die ich mit Sturheit reagiere, anstatt mich zu beugen.“