Schwere Unruhen legen Santiago de Chile lahm
Chile. Proteste gegen teuerere U-Bahn-Tickets eskalieren: Drei Menschen wurden bei Krawallen getötet. Regierung verhängt Ausnahmezustand.
Erstmals seit Ende der Diktatur unter General Augusto Pinochet im Jahr 1990 patrouilliert in der chilenischen Hauptstadt wieder Militär. Auch nach Verhängung des Ausnahmezustands war es weiterhin zu schweren Ausschreitungen gekommen. Bei einem Brand in einem geplünderten Supermarkt starben drei Menschen; 78 U-Bahn-Stationen wurden verwüstet. Die Proteste hatten sich an der mittlerweile wieder zurückgenommenen Erhöhung der Preise für U-Bahn-Tickets entzündet. Die Proteste gegen die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich gehen weiter.
Santiago de Chile. Proteste gegen Erhöhung von U-Bahn-Tickets in der chilenischen Hauptstadt Santiago sind zu schweren Unruhen eskaliert: Auch nach der Verhängung des Ausnahmezustandes und einer Ausgangssperre kam es in der Nacht zum Sonntag zu schweren Ausschreitungen: Drei Menschen kamen ums Leben, als ein Supermarkt im Süden Santiagos von Hunderten Menschen geplündert wurde und in Brand geriet.
Die Demos hatten am Freitag in Santiago begonnen. Der konservative Präsident Sebastia´n Pin˜era sagte, es gebe gute Gründe für die Proteste, und nahm eine Fahrpreiserhöhung für die U-Bahn zurück. Die Proteste hatten sich an der Erhöhung der Preise für U-Bahn-Tickets von 800 auf 830 Peso (1,01 auf 1,05 Euro) entzündet. Schon im Jänner waren die Preise um 20 Peso angehoben worden. Bei den Demos ging es auch um die Kluft zwischen Arm und Reich.
Die Regierung mobilisierte 9500 Sicherheitskräfte: Es war das erste Mal seit dem Ende der Diktatur unter General Augusto Pinochet 1990, dass in der chilenischen Hauptstadt Militär patrouillierte. Pin˜era erteilte General Javier Iturriaga del Campo den Auftrag, binnen zwei Wochen wieder für Sicherheit in Santiago zu sorgen. Die nächtliche Ausgangssperre wurde für den Zeitraum von 22.00 bis 07.00 Uhr Ortszeit verhängt. Gestern kam das Kabinett zu einer Sicherheitssitzung zusammen.
Seit der Ankündigung der Fahrpreiserhöhung wurden 78 der 164 U-Bahn-Stationen in Santiago verwüstet. Nachdem auch 16 Busse in Brand gesetzt und neben dem U-Bahn- auch der Busverkehr ausgesetzt wurde, lag in der Hauptstadt am Sonntag der öffentliche Verkehr nahezu vollkommen still. In verschiedenen Stadtteilen von Santiago errichteten Demonstranten Barrikaden, es gab Zusammenstöße mit der Polizei. Diese setzte Wasserwerfer und Tränengas ein.
Die Unruhen beschränkten sich aber nicht nur auf die Hauptstadt mit ihren sieben Millionen Einwohnern. In der Hafenstadt Valpara´ıso steckten Demonstranten den Sitz der Tageszeitung „El Mercurio“in Brand. Der Ausnahmezustand wurde auf die Region von Valpara´ıso und auf die Provinz Concepcion´ im Süden ausgedehnt. (ag.)