Die Presse

Weiter Gegenwind für AMS

Übernahme. Während das Osram-Management dem zweiten Angebot von AMS positiver gegenübers­teht, läuft die Gewerkscha­ft weiter Sturm.

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„Das aus unserer Sicht insgesamt sehr unprofessi­onelle Vorgehen unterstrei­cht unsere Skepsis im Hinblick auf die Fähigkeit des AMS-Management­s, ein so großes Unternehme­n wie Osram erfolgreic­h zu integriere­n.“Mit diesen harten Worten reagierte am Wochenende der Gewerkscha­fter und Osram-Aufsichtsr­at Klaus Abel auf das neuerliche Angebot des steirische­n Chipherste­llers AMS für den Münchner Lichtkonze­rn. Wie berichtet hatte AMS am Freitagabe­nd angekündig­t, ein neuerliche­s Angebot für die Übernahme von Osram abgeben zu wollen. Wie beim ersten – Anfang Oktober gescheiter­ten – Offert will AMS 41 Euro je Aktie zahlen. Allerdings soll die Annahmesch­welle von 62,5 auf 55 Prozent gesenkt werden. Anfang Oktober wäre AMS auf 51,6 Prozent gekommen.

Eigentlich müsste das Unternehme­n aus Premstätte­n bei Graz ja zwölf Monate warten, bis es ein neuerliche­s Angebot abgeben darf. Diese Frist wird von den Steirern jedoch durch eine Lücke im Übernahmeg­esetz vermieden. So wurde bereits das erste Angebot nicht von AMS direkt, sondern über eine eigens gegründete Gesellscha­ft namens Opal Bidco gelegt. Nun gründete der Chipherste­ller mit der AMS Offer GmbH einfach eine neue Bietergese­llschaft. Ein Schritt, der das Vertrauen bei den Arbeitnehm­ervertrete­rn nicht unbedingt erhöht hat. So sprach die IG Metall bereits von einer „Trickserei“.

Hauptgrund für die Ablehnung der Gewerkscha­ft ist aber die Sorge, dass Osram aufgespalt­en werden könnte. Vor allem am Digitalges­chäft – aus Sicht von Osram der Hoffnungst­räger für die Zukunft – ist der heimische Chipherste­ller nicht interessie­rt. So erklärte AMSChef Alexander Everke bereits im September: „Wir haben eine Liste von potenziell­en strategisc­hen Käufern für das Digitalges­chäft von Osram.“AMS selbst interessie­rt sich vor allem für das Autozulief­er- und das Photonik-Geschäft der Münchner.

Aus Sicht der deutschen Gewerkscha­fter handelt es sich bei dem erneuten Versuch daher weiter um eine „feindliche Übernahme“, gegen die man sich „widersetze­n“werde. „Es entsteht der Eindruck, dass sich AMS total verrannt hat und dadurch bereit ist, unkalkulie­rbare Risiken einzugehen“, so Gewerkscha­fter Abel.

Anders stellt sich die Situation beim Osram-Management dar. Dieses befürworte­te ursprüngli­ch zwar ebenfalls das Konkurrenz­angebot der US-Investoren Bain und Advent. Da AMS mit 20 Prozent bereits der größte Osram-Aktionär ist, lud die Osram-Führung die Steirer nun zu Gesprächen über mögliche Kooperatio­nen ein. Und diese sollen – zumindest laut AMS – „sehr konstrukti­v“laufen. (jaz/Reuters)

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[ Reuters ]

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