Richard-Strauss-Verehrer pilgern zu Ostern bald nach Dresden
Hinter den Kulissen laufen Verhandlungen über eine Erneuerung der Osterfestspiele unter Christian Thielemann – in Sachsen. Bittet man in Dresden ab 2023 zu österlichen StraussFestspielen?
Es sieht ganz danach aus, als würden die österlichen Küken diesmal noch im Advent schlüpfen. Und zwar in Dresden. Dort könnten die vom künftigen Salzburger Osterfestspiel-Intendanten Bachler vor die Tür gesetzten Musiker der Staatskapelle mit ihrem Chefdirigenten Thielemann vielleicht bald ihr eigenes Osterfestival veranstalten.
Die Vorbereitungen für die künftigen Salzburger Opernproduktionen in der Karwoche waren ja vor der international zumindest skeptisch beäugten, wenn nicht als desaströs bezeichneten Ausbootung Christian Thielemanns zugunsten von Nikolaus Bachler weit gediehen. Für 2022 und 2023 gab es bereits Absprachen mit prominenten Sängern.
Von diesen Plänen soll aber nur noch der für 2022 in Aussicht genommene „Lohengrin“mit Piotr Beczała in Salzburg realisiert werden. Ab 2023 will Bachler dann ja mit wechselnden Orchestern und Dirigenten arbeiten.
Vermutlich ist er bereits auf der Suche nach den von ihm avisierten „internationalen Spitzenorchestern“, die Oper wie Konzertrepertoire gleichermaßen beherrschen und zu einem ähnlich günstigen Preis zu haben sind wie die Dresdner.
Nicht zu vergessen, dass der jeweilige Chefdirigent für ein internationales Publikum attraktiv genug sein muss, um die hohen Eintrittspreise (samt Beiträgen für den Förderverein) zu rechtfertigen.
Inzwischen arbeitet man in Dresden daran, die von Thielemann für 2023 avisierte Premiere von Richard Strauss’ „Elektra“mit Elena Pankratova zu realisieren. Da dann keine Reisespesen für das Orchester anfallen würden, scheint der Plan, die Semperoper zum Schauplatz des Ereignisses zu machen, ziemlich realistisch.
Was den Komponisten anbelangt, ist man dort am rechten Ort. War das Dresdner Haus doch Richard Strauss’ bevorzugte Uraufführungsstätte. Fast alle seine großen Opern erlebten ihre Weltpremiere dort – mit der Sächsischen Staatskapelle . . .
In Zeiten, in denen die Vokabel „Originalklang“in aller Munde ist, könnte ein Richard-Strauss-Fest in Dresden sogar vom ersten Augenblick an eine singuläre Position beanspruchen – zumal Chefdirigent Christian Thielemann unzweifelhaft als bedeutendster Strauss-Interpret unserer Zeit gilt. (Apropos: Der Livestream der jüngsten Wiener „Frau ohne Schatten“unter seiner Leitung ist heute noch abrufbar!)
Ein Dirigent dieses Kalibers (es gibt ihrer nicht viele) weiß sich zu helfen. Wie weit sich Salzburg mit Bachler zu helfen wissen wird, bleibt abzuwarten. Lachende Gewinner nach der peinlichen österreichischen Selbstbeschädigung sitzen offenbar in Sachsen. Sie wissen wohl auch höflich mit bedeutenden Künstlern umzugehen.