Die Presse

Die Brillanz und Eleganz des Cellovirtu­osen

Gautier Capu¸con als umjubelter Solist mit dem Gewandhaus­orchester.

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Kaum hatten die „Leipziger“ihre Instrument­e, stürzte sich Gautier Capucon¸ mit jener Verve auf das Podium, mit der er anschließe­nd den Solopart von Schumanns Cellokonze­rt, das einst in Leipzig uraufgefüh­rt wurde, ausführte. Capucon¸ löste diese Herausford­erung mit Brillanz und Eleganz, einem besonderen Faible für plastisch geformte Details, differenzi­erter Dynamik und stets nobel leuchtende­m Ton. Damit sah der durch seine exzellente Technik beeindruck­ende einstige Meistersch­üler von Heinrich Schiff seine Aufgabe längst nicht erfüllt. Zuerst bedankte er sich für den Applaus, indem er mit der vorzüglich­en Cellogrupp­e des Gewandhaus­orchesters das einfühlsam­e Dvorˇak-´ Lied „Lass mich allein“aufführte. Nach der Pause musizierte er dann im Orchester den zweiten Konzerttei­l mit.

Dieser galt einer mit viel Theatralik und effektvoll­er Lautstärke präsentier­ten „Fliegender Holländer“-Ouvertüre sowie – als Hauptwerk – Mendelssoh­ns dritter Symphonie, der „Schottisch­en“. Sie hatte der Komponist mit dem Gewandhaus­orchester in Leipzig aus der Taufe gehoben. Ob er deren melodische­s Lineament auch mit so dicken Pinselstri­chen nachzeichn­ete wie der gegenwärti­ge Kapellmeis­ter Andris Nelsons, ob die damaligen Musiker über ebensolche Präzision und Klangkultu­r verfügten, wie es ihre heutigen Kollegen bei dieser kräftig akzentuier­ten Darstellun­g vorzeigten? Stimmig eingeleite­t wurde der Abend mit dem von Melancholi­e wie Sentimenta­lität charakteri­sierten „Blumine“-Satz. Er war anfangs als Abschnitt von Mahlers erster Symphonie gedacht, ehe ihn der Komponist aus seiner mit „Der Titan“übertitelt­en D-Dur-Symphonie strich. (dob)

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