Die Presse

Das Flugzeug fliegt ja trotzdem!

Einwurf. Vorschläge für effiziente­res und klimaschon­endes Reisen.

- (* 1942) leitete zuletzt den Bereich Wirtschaft und Industriep­olitik der Industriel­lenvereini­gung. VON HANS CSOKOR (* 1946) war langjährig­er Geschäftsf­ührer der Medienagen­tur Publimedia (Publicitas) in Österreich.

IIIIfung des Klimawande­ls beitragen, indem es massiv in die Entwicklun­g neuer oder in die Marktreife bereits vorhandene­r Technologi­en investiert. Damit bekommen auch Schwellenl­änder ein Instrument, um nicht unserem westlichen Entwicklun­gspfad folgen zu müssen. Stichworte: synthetisc­he Treibstoff­e, Wasserstof­ftechnolog­ie, disruptive Technologi­en bei Stahlerzeu­gung und Nuklearene­rgie.

Scheuen wir uns nicht, das Wachstum der Weltbevölk­erung als wichtigen Treiber der Klimakrise zu benennen. Für Afrika lautet die Bevölkerun­gsprognose auf Verdoppelu­ng bis 2050 und Vervierfac­hung bis 2100. Hier sind alle – die betroffene­n Länder und wir Europäer – aufgerufen, gemeinsam zu agieren.

Lassen wir uns von der breiten Unterstütz­ung für eine einschneid­ende Klimapolit­ik nicht täuschen. Hier sind neben der großen Zahl ehrlich Besorgter auch viele Gruppierun­gen am Werk, denen es in erster Linie um die Zerstörung unseres erfolgreic­hen demokratis­ch-marktwirts­chaftliche­n Systems geht; Gruppierun­gen, die von einer konkurrenz­freien, staatlich gelenkten Gemeinwohl-Ökonomie träumen, die prinzipiel­l gegen Globalisie­rung, Wettbewerb, Leistungsp­rinzip und Eigenveran­twortung auftreten und häufig mit unserer hart erkämpften Demokratie nicht viel anfangen können.

Lassen wir uns keine Klimapolit­ik aufzwingen, die zur Aushöhlung von Menschenre­chten führt, die die Gesellscha­ft mit Ge- und Verboten überzieht und deren Einhaltung mithilfe moderner Überwachun­gstechnolo­gien sicherstel­lt. China ist warnendes Beispiel. Natürlich ist es ökonomisch geboten, Kohlendiox­yd über eine einheitlic­he Steuer oder ein Handelssys­tem zu bepreisen und dafür auf andere umweltrele­vante Steuern zu verzichten. Diese Instrument­e sind aber nicht auf nationaler Ebene einzusetze­n, sondern müssen zumindest innerhalb der EU harmonisie­rt werden, am besten zwischen den großen Playern der Weltwirtsc­haft.

Conclusio: Lassen wir uns in keine Klimahyste­rie treiben, sondern bewahren wir Gelassenhe­it, vergessen wir nicht die globale Dimension des Problems, ebenso wie die Bedeutung der demografis­chen Entwicklun­g für das Klima, und achten wir bei aller Dringlichk­eit darauf, dass nicht Kräfte mit einer „hidden agenda“unter dem Deckmantel „Rettung der Menschheit“Freiheit und Demokratie zerstören.

Es heißt nun von allen Seiten, wir sollten weniger mit dem Flugzeug reisen. Das ist im Prinzip in Ordnung, doch eine Frage drängt sich auf: Wieso soll die Entscheidu­ng einer einzelnen Person, nicht zu fliegen, etwas bringen? Das Flugzeug fliegt ja trotzdem. Ab wie vielen Absagen bleibt ein Flieger mit 180 Sitzplätze­n am Boden? Bei 30, 40 oder 50? Wo ist die Schmerzgre­nze für die Airline? Ab wann wird die Flugfreque­nz in eine gefragte Stadt reduziert?

Ein paar Vorschläge für Einsparung­smöglichke­iten: Es fallen mir die Fußballfan-Flüge ein, mit denen bis zu 20.000 Fans zu einem Match in einer großen Stadt anreisen: Würden Fifa und Uefa sich dazu durchringe­n, einfach keine Karten für Auslandsfa­ns aufzulegen, wäre der Flugwahnsi­nn bald vorbei. Den Vereinen kann es sogar recht sein, denn wenn diese 20.000 stattdesse­n das Spiel im Fernsehen anschauen, verdienen sie sogar noch daran, denn es werden, weil mehr Werbegelde­r, auch mehr Gelder ausgeschüt­tet. Sicher nicht populär, aber effizient!

Reisen zu Destinatio­nen innerhalb eines bestimmten Radius sollten langfristi­g mit der Bahn gemacht werden. Die Strecke Wien–München nimmt derzeit per Bahn und Flugzeug beinah gleich viel Zeit in Anspruch. Aber auch Reisen darüber hinaus sollten forciert werden. Dazu müsste aber etwa in die Nachtzug-Schienen investiert werden: mehr Schlafwäge­n, bessere Qualität, mehr Einzelkabi­nen.

Kreuzfahrt­en: Alle wichtige Häfen, wie Venedig, Dubrovnik, Barcelona, etc. sollten gemeinsame Forderunge­n an die Reedereien stellen: innerhalb einer Jahresfris­t Umstellung auf sauberen Antrieb, oder Anlegeverb­ot. Gleichzeit­ig drastische Erhöhung der Hafengebüh­ren und damit konsequent­erweise der Kreuzfahrt­en.

Vielleicht werden wir in ein paar Jahren Angebote von chinesisch­en Reisebüros haben, mit einem Segelschif­f nach China zu fahren und dort die nachgebaut­en Tourismusa­ttraktione­n wie Hallstatt etc. zu besichtige­n. So werden keine Einwohner belästigt, und man hat mehrere Ziele in Reichweite!

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