Meine Buchauswahl ist kein politisches Plebiszit
Gemessen an der Einwohnerzahl haben sich aus Österreich besonders viele Frauen und Männer dem IS angeschlossen. Frauen werden dabei oft verharmlosend „IS-Bräute“genannt, haben sich jedoch genauso mitschuldig gemacht, z. B. als Mitglieder der Religionspolizei, als Rekrutiererinnen für den IS, indem sie jesidische Sklavinnen hielten, Verbrechen begingen . . . Wenn es nun darum geht, ihnen eine Rückkehr nach Österreich zu ermöglichen, sollte man den vom IS verübten Völkermord an den irakischen Jesiden und Jesidinnen nicht vergessen. Für jeden Mann und jede Frau, die nach Österreich zurückkommen – und sich hoffentlich vor Gericht verantworten müssen –, sollten zumindest zehn jesidische Frauen und ihre Kinder, deren Familien durch die Gräueltaten des IS zerstört wurden, Asyl in Österreich bekommen. Das wäre die geringste Form eines Versuchs der Wiedergutmachung. Es ist eine Schande, dass sich Österreich bis heute nicht dazu bereit erklärt hat, jesidische Flüchtlinge in einem Sonderkontingent aufzunehmen. „Handke und der periodische Eklat“, von Barbara Petsch, 17. 10. Wenn ich in ein Buchgeschäft gehe, um ein Stück Literatur zu erwerben, so ist meine Buchauswahl kein politisches Plebiszit. Ich lese auch Bücher von Schriftstellern, deren Weltbild dem meinen diametral entgegengesetzt ist.
Ich halte Handke für einen eitlen Popanz mit einem fragwürdigen „Wertegerüst“, dessen Hochjubeln von Miloseviˇcs´ Gräueltaten Abscheu erweckt. Wer will, kann in „Die Tablas von Daimiel“(Zeitschrift „Literaturen“Nr. 7/8 20015) Handkes Versuch einer Erklärung nachlesen.
Mich interessieren aber weder die Journalistenfragen an Handke noch dessen pampige Antworten. Handke ist als Literat zweifelsfrei eine Ausnahmeerscheinung. Ich werde also weiterhin seine Bücher kaufen und lesen – Nobelpreis hin oder her. Ende der Debatte.