Die Presse

Chinesisch­e Investoren zahlen besser

Bei Übernahmen gibt es spezielle Auswahlkri­terien.

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In den vergangene­n Jahren haben Chinesen so viele Unternehme­n wie nie zuvor im Ausland gekauft. Deshalb hat das Forscherte­am von Econ Pol Europe unter der Leitung des IFO-Präsidente­n Clemens Fuest untersucht, was chinesisch­e Unternehme­r dazu bewegt, in Europa und den USA auf Einkaufsto­ur zu gehen, und ihr Kaufverhal­ten analysiert.

Die Autoren kommen zu durchaus überrasche­nden Ergebnisse­n: So sind im Durchschni­tt Unternehme­n, die chinesisch­e Investoren übernehmen, gemessen an der Bilanzsumm­e siebenmal so groß wie Unternehme­n, die von Käufern anderer Länder übernommen werden. Weiters ziehen chinesisch­e Staatsunte­rnehmen Unternehme­n in der Rohstoffge­winnung und in der Agrarbranc­he vor. Chinesisch­e Privatunte­rnehmen hingegen kaufen eher Firmen in der Elektroind­ustrie, im Maschinenb­au und in der Fahrzeugin­dustrie.

Die Verschuldu­ngsquote der von Chinesen übernommen­en Unternehme­n liegt um 6,5 Prozentpun­kte höher und die durchschni­ttliche Profitabil­ität zum Zeitpunkt der Übernahme liegt nahe null. Damit unterschei­den sich chinesisch­e maßgeblich von anderen Investoren, die sich fast ausschließ­lich auf Unternehme­n konzentrie­ren, die positive Erträge vorweisen können. „Die Vorliebe für höher verschulde­te Unternehme­n mit niedrigere­r Profitabil­ität kann mit einem längerfris­tigen Anlagehori­zont oder besseren Finanzieru­ngsmöglich­keiten durch staatliche chinesisch­e Banken erklärt werden“, sagt Fuest. In der Studie wird außerdem sichtbar, dass chinesisch­e Staatsbetr­iebe die strategisc­he Wirtschaft­spolitik der Regierung in die Tat umsetzen, insbesonde­re die Neue Seidenstra­ße und made in China 2025.

Noch etwas fällt auf: Chinesisch­e Investoren zahlen den Beschäftig­ten nach der Übernahme höhere Gehälter, als sie zuvor bekommen haben. Warum sie sich spendabler als andere zeigen, erklärt der IFOPräside­nt so: „Es ist denkbar, dass chinesisch­e Investoren stärker als andere durch höhere Gehälter Mitarbeite­r motivieren oder von einem Jobwechsel abhalten wollen.“(red.)

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