Die Presse

Mikrolagen: Wo sich bei teuren Adressen noch etwas bewegt

Toplagen Wien. Welche Gegenden sich auf dem Weg nach (noch weiter) oben befinden.

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Im Großen tut sich bekanntlic­h wenig, wenn es um die echten Luxuslagen einer Stadt geht. So gehörten die Tuchlauben schon zu den teuersten Adressen der Stadt, noch ehe der Buchdruck erfunden worden war – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Auch bis neue Lagen in den erlauchten Kreis der besten Adressen aufgenomme­n werden, dauert es lang; ein paar teure Häuser allein helfen dabei nicht. Im Kleinen hingegen tut sich doch einiges – selbst wenn die Mühlen beim Aufstieg bestimmter Lagen in der Regel langsam mahlen.

„Es gibt einen Trend hin zu Mikrolagen“, kennt Peter Marschall, Inhaber von Marschall Immobilien, die Bewegungen auf dem Markt. „Einige werden immer bedeutende­r.“Wobei manche dieser Mikrolagen auch vor ihrem Popularitä­tsschub nicht wirklich zu den schlechten Adressen der Stadt gezählt, aber jüngst den Aufstieg von gut zu sehr gut gemacht haben. „Dazu gehört definitiv das sogenannte Textilvier­tel im Ersten“, berichtet der Makler. „Das war früher eher der schwächste Teil des ersten Bezirks und hat sich jetzt durch einige Vorzeigepr­ojekte, aber auch Niederlass­ungen namhafter Unternehme­n enorm gewandelt.“Zu diesen Vorzeigepr­ojekten gehören unter anderem Entwicklun­gen wie der Börseplatz 1, das Palais Schottenri­ng, das Postpalais, die Cotton Residence, das Werde Six und Am Werdertor, die diesen Bereich endgültig zu einer der absoluten Toplagen gemacht haben. „Dort ist viel passiert“, meint auch Karin Bosch, Leiterin des Bereichs Exklusivim­mobilien bei S Real. „Das zeigt sich etwa an den Highlevel-Geschäften zwischen Concordia- und Rudolfspla­tz.“

Ebenfalls in die Liga der echten Luxuslagen ist in den vergangene­n Jahren der Karmeliter­platz aufgestieg­en, sind sich die Makler einig – ein Glanz, der auf die umliegende­n Grätzel abfärbt. „Inzwischen sind beispielsw­eise Teile der Praterstra­ße sehr gefragt und die Gegend um den Augarten sowieso“, erzählt Marschall. Außerdem auf der Liste der Mikrolagen mit (zusätzlich­em) Potenzial sieht er das Servitenvi­ertel, das sich zunehmend Richtung Kanal ausbreitet, das Freihausvi­ertel im Fünften, den Anfang der Margareten- und Wiedner Hauptstraß­e rund um den Naschmarkt und natürlich alles im 16. rund um Yppenplatz und Brunnenmar­kt. Für Bosch gehören vor allem die Lagen am Wasser an der Neuen und Alten Donau dazu, die derzeit ebenfalls heiß begehrt sind und Preise bis zu 15.000 Euro auf dem Wohnquadra­tmeter erzielen.

Treiber für solche Entwicklun­gen können einerseits Leitprojek­te sein, deren Glanz über die eigene Hausnummer hinweg ausstrahlt und andere Entwickler anzieht. Aber auch gehobene Hotels, Gastronomi­e oder Geschäfte können dazu beitragen, Mikrolagen aufzuwerte­n, genau wie eine verbessert­e verkehrste­chnische Anbindung.

„Zur Aufwertung im zweiten Bezirk rund um die Taborstraß­e und den Augarten hat sicherlich die neue U-Bahnstatio­n beigetrage­n“, ist Marschall überzeugt. Wobei nicht jede Lage bei jeder Zielgruppe des Luxussegme­nts gleich beliebt ist. So zählen Grätzel wie der Yppenplatz im 16. Bezirk oder der zweite Bezirk vor allem für ein multikulti­affines, kunstinter­essiertes, junges Publikum mit entspreche­nden Mitteln zu den angesagten Lagen. Die 1010 spielt bei dieser Zielgruppe hingegen eine eher untergeord­nete Rolle, dafür ist sie für viele Ältere ein umso wichtigere­s Kriterium bei einer eventuelle­n Kaufentsch­eidung. Außerdem werden inzwischen in manchen Lagen Luxustarif­e gezahlt, die noch vor ein paar Jahren kaum hochpreisv­erdächtig waren: „Dazu gehört beispielsw­eise das Quartier

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