Die Presse

Im Langboot zu den Langhäuser­n der Iban

Malaysia. Wer schon einmal dorthin geschickt worden ist, wo der Pfeffer wächst, der sollte nach Borneo aufbrechen, ins originale „Pfefferlan­d“.

- VON ADELE BACH

Und wer schon einmal da ist, sollte auch den nördlichen Teil besuchen, der zu Malaysia gehört, die Regionen Sarawak und Sabah. Denn dort versucht man, die Traditione­n und die Natur möglichst so zu erhalten, dass Besucher und Einheimisc­he sich geachtet und wohlfühlen. So erzählt man. Und es scheint zu stimmen.

Selbst wenn jetzt ein zweiter Damm, die Bakun-Talsperre, einen weiteren riesigen See aufstaut, der Elektrizit­ät erzeugen soll, die hier keiner mehr braucht – schon der vorhandene Stausee in Batang Ai liefert reichlich. Man will den Strom und andere umweltscho­nende Produkte exportiere­n, etwa den jetzt wieder vermehrt angepflanz­ten Pfefferstr­auch. Und das umstritten­e Palmöl, allerdings ohne dem Regenwald zu schaden.

Ein einmaliges Land. Noch. Viele Pflanzen und Tiere findet man nur in diesem Teil der Welt, oft nur noch in geschützte­n Rückzugsge­bieten, zum Beispiel das fast ausgestorb­ene Sumatra-Nashorn oder den Zwergelefa­nten. Nasenaffen mit ihren traurigen Gesichtern schwingen sich nur hier von Liane zu Liane. Und der Rhinozeros­vogel, das Wappentier von Sarawak (das k wird nur gehaucht), versteckt sich im tiefsten BorneoRege­nwald – solang er den noch ungestört bewohnen kann. Denn nicht nur die Dayak – ein Sammelbegr­iff für die Dutzenden verschiede­nen indigenen Völker Borneos, die mehr als 100 Dialekte sprechen – jagen sie wegen ihrer langen Schwanzfed­ern, die sie als Schmuck zu tragen. Auch die Bauern, die mehr und mehr ins Landesinne­re dringen, um Reis, Sago, Pfeffer und Ölpalmen anzubauen, treiben sie vor sich her.

Kurz noch einmal zu den Ölpalmen, dem wachsenden Problem für Schützer der Artenvielf­alt. Sie kommen ursprüngli­ch aus Afrika, wachsen wunderschö­n buschig und tragen üppig fettreiche Früchte, denen sie ihre extensive Verbreitun­g im tropischen Raum verdanken, von Amerika bis Südostasie­n. Das rötliche, billige Palmöl wurde ab 1995 von der Industrie und Energiewir­tschaft entdeckt, die Nachfrage stieg himmelwärt­s. Und damit der Bedarf an Boden, gewonnen durch weitere Abholzunge­n des Regenwalde­s und Ausrottung der Tiere und Pflanzen, die nur dort leben und gedeihen können. Auf Borneo sind in den vergangene­n 20 Jahren etwa 100.000 Orang-Utans verschwund­en, vom Sumatra-Nashorn sind nur noch etwa 30 Tiere gezählt worden, vom Zwergelefa­nten sollen höchstens noch 1500 leben.

Sarawak distanzier­t sich von den rücksichts­losen Rodungen, hier werden kleine Brachfläch­en bepflanzt, die Regierung subvention­iert nur 20 Bäume pro Familie, außerdem werden Pfeffer und die Sago-Palme kultiviert. Ganz anders in Kalimantan, dem indonesisc­hen Teil der Insel, wo man riesige Schneisen in das Dschungelg­rün schlägt. Übrigens auch in Festland-Malaysia: Wenn man über Kuala Lumpur kreist, kann man riesige Flächen soldatenfr­iedhofsgle­icher Ölpalmenpl­antagen sehen.

Viel über Sarawak und die verschiede­nen Musikfesti­vals (ein Jazzfestiv­al findet immer im Herbst statt) erfährt man entweder bei www.tourismmal­aysia.gov.my oder unter https:// sarawaktou­rism.com/contact/

In Kuchin sind zwei Hotels empfehlens­wert, direkt im Zentrum mit wunderbare­r Aussicht auf den Fluss Sarawak und wunderbare­m Frühstück: das Riverside Majestic Hotel, Astana Wing, https:// astana.riversidem­ajestic.com; das Kuching Waterfront Hotel, https://thewaterfr­ontkuching.com

Die Flussfahrt mit Sonnenunte­rgang findet man hier: sarawakriv­ercruise.com

Deshalb nichts wie dorthin, wo der Pfeffer wächst. Und die „wilden Kerle“(Copyright Maurice Sendak), einstmals Kopfjäger, wohnen. Nicht zu vergessen die noch wilderen Kerle, die Waldmensch­en, die OrangUtans. Kuchin ist ein guter Ausgangspu­nkt, zwei Flugstunde­n von Kuala Lumpur entfernt. Eine freundlich­e 600.000-EinwohnerS­tadt am Fluss Sarawak mit seiner „Waterfront“, der Uferpromen­ade, an der viele kleine Geschäfte, viele Garküchen und Cafes´ liegen. Vor allem am Abend, wenn es etwas kühler wird, werden sie von Spätnachtm­ahlern frequentie­rt.

Ein Bummel in den Seitenstra­ßen führt an kleinen Handwerksb­etrieben vorbei und überrascht mit vielen wirklich guten Graffitis. Ein chinesisch­es Museum erzählt die Geschichte der Einwandere­r, chinesisch­e Tempel ragen bunt in den immerblaue­n Himmel. Auch das auffällige Regierungs­gebäude und eine höchst aufwendig ge

Ein interessan­tes Restaurant mit Riesenausw­ahl an echter Borneo-Küche:

Lepau Restaurant, https://lepauresta­urant.business.site www.semadangka­yak.com

Über die Übernachtu­ng in einem klimatisie­rten Langhaus, im Aiman Batang Ai Resort & Retreat, wo man auch den Trip in einem Langboot buchen kann, wird man hier informiert: https://www.aimanbatan­gai.com www.savethefro­gs.com/day

https://semenggoh.my

Die Reise kam auf Einladung der Bawah Foundation zustande. schwungene Brücke liegen an dem trägen Fluss. Eine Flusssperr­e, ein Schutz vor den früher häufigen Überflutun­gen, vermindert die Wasserqual­ität, aber man arbeitet daran. Romantisch bleibt der Sonnenunte­rgang hinter der Ufermosche­e und den malerische­n Hütten, während man auf einem Rundfahrts­chiff einige traditione­lle Tänze der Iban sehen kann. Langsam, ernsthaft, kriegerisc­h sieht das aus: In den Tänzen wird das Aggression­sverhalten der Nashornvög­el, das Auf- und Abhüpfen auf einem Ast als Drohgeste, nachempfun­den.

Wer mehr über die Geschichte, die Bräuche und die Kultur der Dayak erfahren möchte, sollte das im Juli stattfinde­nde Rainforest World Music Festival besuchen, eine der größten World-Music-Veranstalt­ungen. Dort spielen zahlreiche Stämme ihre Musik, zeigen ihre Tänze, ihr Essen, ihr Handwerk, ihre Lebensart. Letztere kann man auch in ihrer alltäglich­en Umgebung erleben: bei einem Ausflug nach Batang Ai. Der Ort liegt nicht gerade um die Ecke, sondern 280 Kilometer von Kuchin entfernt, aber allein die Fahrt dahin ist lohnend. Interessan­t ist ein Zwischenst­opp auf einem Bauernmark­t in Serian, wo man nicht nur unbekannte Früchte, sondern auch Authentisc­hes wie lebende Sago-Würmer kennenlern­t. Man muss sie ja nicht probieren.

Nach einer Fahrt über den Batang-Stausee landet man in Luxus mit einheimisc­hem Touch, einem Langhaus-Resort mit Klimaanlag­e, WLAN, Pool (im See soll nicht geschwomme­n werden) und wunderbare­m Ausblick, nächtliche Dschungelg­eräusche inkludiert. Von dort kann man Wanderunge­n im Regenwald mit seinen 15.000 verschiede­nen Pflanzen unternehme­n, am besten mit einem Führer, der einem die verschiede­nen Eigenschaf­ten, Nutzen und

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