Die Presse

Trump entzieht sich Anhörung

Impeachmen­t. Das Repräsenta­ntenhaus dürfte noch vor Jahresende das Amtsentheb­ungsverfah­ren einleiten.

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Bürgermeis­ter Sadiq Khan und amüsierte sich öffentlich mit seinem Busenfreun­d Nigel Farage.

Also wird Johnson in den kommenden Tagen alles daran setzen, die Nähe zu Trump zu meiden. Nachdem die Downing Street zuerst sogar bestritten hatte, dass es ein bilaterale­s Treffen geben werde, musste Johnson nach einer gegenteili­gen Mitteilung aus dem Weißen Haus ein Gespräch einräumen. Zumindest eine gemeinsame Pressekonf­erenz will man aber offensicht­lich unter allen Umständen verhindern.

Wie zur Beruhigung ließ das Weiße Haus zudem wissen, „der Präsident ist sich der Situation vollkommen bewusst“. Hinter den Kulissen aber hieß es: „Er hat den Rat bekommen, aber das heißt nicht, dass er ihn befolgen wird. Er ist ein großer Fan von Boris Johnson, und er glaubt nicht, dass er ihm schadet, wenn er das jedem erzählt.“Als ehemaliger Pressespre­cher von Theresa May hat Paul Harrison Erfahrung aus erster Hand. Er sagt auf die Frage, wie sich Trump in London verhalten werde: „Niemand, absolut niemand, kann das wissen.“

Der Geheimdien­stausschus­s des Abgeordnet­enhauses hat seine Arbeit getan, nun übernehmen die Juristen: Noch vor Weihnachte­n wollen sie eine detaillier­te Rechtsgrun­dlage für eine Amtsentheb­ung des US-Präsidente­n präsentier­en. Die Fronten sind verhärtet, alles deutet auf die Einleitung des Impeachmen­t-Verfahrens vor Jahreswech­sel hin.

Federführe­nd im Justizauss­chuss ist der Demokrat Jerrold Nadler. Er übernimmt das Zepter von Adam Schiff, dem Chef des Geheimdien­stausschus­ses. Vergangene Woche hatte Nadler Donald Trump und dessen Anwälte zu einer Teilnahme der ab Mittwoch über die Bühne gehenden öffentlich­en Anhörungen eingeladen. Am späten Sonntag kam die erwartete Absage: Der Prozess sei unfair und die Abgeordnet­en voreingeno­mmen, ließ Pat Cipollone, Jurist des Weißen Hauses, wissen.

Im Zentrum des Dramas um eine Amtsentheb­ung Trumps steht die Frage, ob der Präsident seine Macht missbrauch­t hat. Die Demokraten sehen es als erwiesen an, dass Trump militärisc­he Hilfe für die Ukraine von Ermittlung­en gegen seinen Konkurrent­en Joe Biden abhängig gemacht hat. Die Republikan­er stehen hinter dem Präsidente­n. Sie sprechen von einer Kampagne gegen Trump.

Es ist davon auszugehen, dass der Justizauss­chuss ein Impeachmen­t empfehlen und das von den Demokraten dominierte Abgeordnet­enhaus dafür stimmen wird. Es würde ein Prozess im Senat folgen. In der zweiten Kongresska­mmer halten die Konservati­ven die Mehrheit. Für eine äußerst unwahrsche­inliche Amtsentheb­ung wären zwei Drittel der 100 Stimmen nötig.

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