Die Presse

Krisengebe­utelte FPÖ sucht Befreiungs­schlag

Fördergeld­er. Am Montag konstituie­rte sich jene Untersuchu­ngskommiss­ion, die dem Umgang parteinahe­r Vereine in Wien mit Steuergeld nachgeht. Das eröffnet fünf Fragen.

-

Sinngemäß den Umgang von parteinahe­n Vereinen mit Steuergeld, also Fördermitt­eln der Stadt. Das impliziert nicht nur den Bereich einer möglichen Steuergeld­verschwend­ung, sondern auch das heikle Thema der illegalen Parteienfi­nanzierung. Beiden Themen soll die Kommission auf den Grund gehen.

Konkret im Fokus stehen u. a. der SPÖ-nahe Verein Freunde der Wiener Donauinsel und der Verein s2arch des damaligen grünen Planungssp­rechers Christoph Chorherr. Beide Vereine sind bereits mehrfach negativ in die Schlagzeil­en geraten. Auch die Subvention­en jenes ÖVP-Vereins, der das Wiener Stadtfest veranstalt­et, soll untersucht werden.

Beantragt wurde die Kommission im Alleingang von den freiheitli­chen Gemeinderä­ten. Denn mit 34 Mandaten hat die FPÖ bei der Wien-Wahl 2015 eine Stärke erreicht, mit der sie eine U-Kommission ins Leben rufen kann, ohne auf die Unterstütz­ung einer anderen Partei angewiesen zu sein (die U-Kommission im Gemeindera­t ist ein Minderheit­enrecht). Die Kommission muss allerdings von einem unabhängig­en Rechtsvert­reter geführt werden. Bei dieser Kommission hat den Vorsitz der Jurist Wolfgang Heufler inne, sein Stellvertr­eter ist der ehemalige Richter Einar Sladecek.

„Es geht um dieses ungustiöse Netzwerk im roten Wien, wo es Vereine gibt, in denen einzig und allein rote Funktionär­e drin sitzen, wo rote Günstlinge versorgt werden und wo Hunderte Millionen pro Jahr eigentlich vom Steuerzahl­er direkt hinverschi­fft werden“, hatte FPÖ-Vizebürger­meister Dominik Nepp erklärt, als er die Kommission angekündig­t hatte. Allerdings hat Nepp (seit damals) den Untersuchu­ngsgegenst­and auf grüne und türkise Vereine erweitert. Wenig überrasche­nd lässt Nepp, der mit seinen 34 Mandataren den Untersuchu­ngsgegenst­and im Alleingang bestimmen kann, die Geldflüsse in blauen Vereinen nicht untersuche­n.

Inoffiziel­l ist die U-Kommission der blaue Versuch eines Befreiungs­schlags nach dem IbizaVideo, in dem Heinz-Christian Strache und sein Vize, Johann Gudenus, mit einer vermeintli­chen Oligarchin die Möglichkei­ten einer illegalen Parteienfi­nanzierung besprochen haben – am Rechnungsh­of und allen Kontrollin­stanzen vorbei. Damit darf der FPÖ-Vorstoß als blaue Hoffnung gesehen werden, auch andere Parteien mit einer Parteispen­denaffäre zu konfrontie­ren. Denn ursprüngli­ch wollten die Freiheitli­chen die massiven Probleme im Wiener Gesundheit­swesen zum Thema ihrer U-Kommission machen. Nebenbei spekuliert die FPÖ darauf, mit dem

„Kampf gegen rote Vereine“sich ein Wahlkampft­hema für die Wien-Wahl 2020 generieren zu können.

Sehr eingeschrä­nkte Möglichkei­ten. Die Vorsitzend­en leiten die Sitzungen, haben aber kein Recht, Zeugen vorzuladen. Vorladunge­n von unangenehm­en Zeugen durch die Kommission kann Rot-Grün außerdem mit seiner Mehrheit dort blockieren. Auf Bundeseben­e haben U-Kommission­en deutlich mehr Rechte als in Wien. Allerdings ist eine (oft geforderte) Reform am Widerstand von Rot-Grün gescheiter­t. Die maximale Laufzeit der U-Kommission beträgt ein Jahr bzw. wird sie mit der nächsten Wien-Wahl automatisc­h beendet.

So offensicht­lich die FPÖ-Motive für die Einberufun­g der U-Kommission sind, so aufklärung­swürdig ist tatsächlic­h der Umgang der parteinahe­n Vereine mit Steuergeld. Beispielsw­eise musste die SPÖ Wien nach einem „Presse“Exklusivbe­richt Geld zurückzahl­en, weil jener Verein, der das Donauinsel­fest veranstalt­et, mit Steuergeld illegal SPÖ-Parteiwerb­ung finanziert hat. Aufgrund der beschränkt­en Rechte der Opposition dürften allerdings keine großen Skandale aufgedeckt werden.

 ?? [ Clemens Fabry] ?? Wiens FPÖ-Chef, Dominik Nepp, der die U-Kommission initiiert hat, aber keine freiheitli­chen Vereine prüfen lassen will.
[ Clemens Fabry] Wiens FPÖ-Chef, Dominik Nepp, der die U-Kommission initiiert hat, aber keine freiheitli­chen Vereine prüfen lassen will.

Newspapers in German

Newspapers from Austria