Die Presse

Vorboten einer goldenen Gretzky-Ära

Eishockey. Connor McDavid und Leon Draisaitl bilden das derzeit beste Sturmduo der Welt, gemeinsam haben sie die zuletzt erfolglose­n Edmonton Oilers wieder an die Spitze geschossen.

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NHL-Verteidige­rn zittern für gewöhnlich nicht die Knie, sie gehen vergleichs­weise unerschroc­ken zu Werke und verfügen über den entspreche­nden Körperbau. Sie alle wissen auch, was auf sie zukommt, wenn der Gegner Edmonton Oilers heißt. Und dennoch sind sie machtlos: Das Oilers-Sturmduo Connor McDavid, 22, und Leon Draisaitl, 24, marschiert gerade durch die beste Eishockeyl­iga der Welt, der kanadische Superstar und der gebürtige Kölner bilden die beste NHL-Offensive seit Jahren. Ihr bisher letzter Streich: Der 3:2-Sieg gegen die Vancouver Canucks, bei dem Draisaitl zwei Tore schoss und McDavid zwei Tore auflegte.

Damit gelang Historisch­es: McDavid führt die Scorerwert­ung der Liga mit 51 Punkten vor Draisaitl (50) an. Dass zwei Teamkolleg­en so früh in der langen NHL-Saison die Marke von 50 Scorerpunk­ten erreicht haben, gab es zuletzt vor 25 Jahren, als Mario Lemieux, Jarom´ır Jagr´ und Ron Francis für die Pittsburgh Penguins stürmten (1995/96). Vor allem aber die Tatsache, dass zwei Oilers-Stürmer diese Statistik anführen, lässt Edmonton träumen. 1984/85 hatten Wayne Gretzky und Jari Kurri ebenfalls so früh in der Saison die 50-Punkte-Marke durchbroch­en. Am Ende der Regular Season führten sie die Wertung noch immer an, am Ende der Saison waren sie NHLChampio­ns. Kanadas Nationalhe­ld und

Finnlands Legende begründete­n eine Erfolgs-Ära der Oilers, 1984, 1985, 1987, 1988 und 1990 wanderte der Stanley Cup nach Edmonton.

Die damalige Glanzzeit wollte man mit McDavid wieder aufleben lassen. Im Draft 2015 sicherten sich die Oilers den begehrtest­en aller Nachwuchss­pieler. Das Wunderkind übertraf die ohnehin schon hohen Erwartunge­n, war auf Anhieb der neue Superstar der Liga, war wertvollst­er Spieler und mehrmals Topscorer des Grunddurch­gangs. Der Klub machte ihn zum

Kapitän und mit einem Jahresgeha­lt von 12,5 Millionen US-Dollar zum Topverdien­er der Liga. Doch den Oilers fehlte die Kadertiefe, sie hatten Verletzung­spech und ein katastroph­ales Unterzahls­piel. Während McDavid längst in einem Atemzug mit Sidney Crosby (Pittsburgh Penguins) genannt wird, schaffte er es mit Edmonton nur einmal in die Play-offs (2017).

Doch heuer ist alles anders. Die Oilers haben den besten Saisonstar­t seit 1986 hingelegt, nach 29 von 82 Spielen der Regular Season führen sie die Pacific Division an. Der pfeilschne­lle Edeltechni­ker McDavid und der 2014 verpflicht­ete Draisaitl, Spitzname „German Gretzky“, sind inzwischen eingespiel­t und verstehen sich auch abseits der gemeinsame­n Torjagd gut.

„Du weißt, dass sie dort draußen etwas möglich machen“, kommentier­t Oilers-Chefcoach Dave Tippett den Erfolgslau­f trocken. Der 58-jährige Kanadier gilt als

Teambuilde­r, im Mai hatte er von Todd McLellan übernommen, auch Österreich­s Ex-Teamchef Manny Viveiros musste damals als Assistent abtreten. Während der Oilers-Anhang nun vom Titel träumt, versucht der neue Coach zu beruhigen: „So weit, so gut, aber es ist noch ein langer Weg.“

Auch der Vorarlberg­er Marco Rossi, 18, könnte bald in der NHL für Aufsehen sorgen. Der Feldkirche­r spielt in der Ontario Hockey Liga (OHL), eine, wenn nicht die Nachwuchsl­iga Kanadas. Er gilt als Topanwärte­r für den Draft im Juni 2020, dürfte wie einst Thomas Vanek (2003, Nr. 5, Buffalo) in der ersten Runde gezogen werden – sofern keine Formkrise oder Verletzung dazwischen­kommt.

Rossi trifft derzeit in Serie. Beim 6:1-Heimsieg gegen North Bay Battalion schoss er zwei Tore und legte eines auf. Er wurde als Spieler des Abends gekürt, hält nach 21 Partien bei 49 Scorerpunk­ten – 16 Tore und 33 Assists. In den vergangene­n sechs Partien glänzte der Teenager mit zehn Toren und zehn Vorlagen.

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