Die Presse

Gouverneur empfiehlt, Bankfilial­en zu schließen

Banken. Die Österreich­ische Nationalba­nk (OeNB) hat Österreich­s Banken geprüft und ist überwiegen­d zufrieden. Risken sehen die OeNB-Experten aber bei den ineffizien­ten Kostenstru­kturen und in der Gefahr von Blasenbild­ungen.

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Im Großen und Ganzen sind Österreich­s Banken gut aufgestell­t. Bei den von der Österreich­ischen Nationalba­nk (OeNB) durchgefüh­rten Stresstest­s haben alle Institute positiv abgeschnit­ten. Die Kreditverg­abe läuft gut, die Kapitalaus­stattung ist solide genug, um bei einem Abschwung handlungsf­ähig zu bleiben und auch die Profitabil­ität ist dank des Engagement­s in Osteuropa im EU-Vergleich überdurchs­chnittlich. Zwei Punkte bereiten den Experten in der Notenbank indes Sorgen: Die teuren Kostenstru­kturen der österreich­ischen Geldhäuser und die Gefahr von Spekulatio­nsblasen.

Im Bezug auf die hohen Kosten wurde der bisher selten bei Pressekonf­erenzen auftretend­e OeNBGouver­neur, Robert Holzmann, recht konkret: „Das hohe Kostenverh­ältnis gegenüber den Einnahmen beruht in Österreich darauf, dass wir uns den Luxus von Dienstleis­tungen in Filialen erlauben. Das könnte man anders machen“, sagt Holzmann bei der Vorstellun­g des Financial Stability Reports. Die Finanzinst­itute hätten „sehr bürgernahe“Strukturen, die Kosten verursache­n. Wenn die Konsumente­n bereit sind, diese Kosten zu tragen, sei alles gut, wenn nicht, dann „wird es problemati­sch“. Wenn weiterhin „an jedem zweiten Eck eine Bankfilial­e zu finden“sei, dann würde das Kostenverh­ältnis eben schlecht bleiben, so der OeNB-Gouverneur.

Auch der Vizegouver­neur, Gottfried Haber, schließt sich der Einschätzu­ng Holzmanns grosso modo an: „Die hohe Dichte an Bankstelle­n ist ein Kostenfakt­or, den wir beobachten“, fügt aber hinzu, dass auch viel Einsparung­spotenzial bei der Vereinheit­lichung der IT-Systeme innerhalb der einzelnen Bankengrup­pen vorhanden wäre.

Die teuren Strukturen sind an der Cost-Income-Ratio ablesbar, also dem Verhältnis von Aufwand zu Ertrag, das bei österreich­ischen Banken im ersten Halbjahr bei rund 65 Prozent im EU-Durchschni­tt lag. Hier müsse es zu einer „Effizienzs­teigerung“kommen, um weiterhin konkurrenz­fähig zu bleiben, sagt Haber.

Darüber hinaus fordert der Vizegouver­neur die Geldhäuser dazu auf, eine bessere Balance zwischen der Ausschüttu­ngsquote und dem Einbehalte­n der Gewinne herzustell­en. Die Kapitalaus­stattung der österreich­ischen Institute liegt zwar mit einer durchschni­ttlichen Kernkapita­lquote von 15,5 Prozent leicht über dem EU-Durchschni­tt, aber dennoch wäre es empfehlens­wert, die Gewinne dafür zu verwenden, um die Kapitalbas­is weiter zu stärken, so Haber.

Dies sei deswegen wichtig, weil nicht nur die konjunktur­ellen Risken, sondern auch die Bilanzsumm­en der Banken seit vergangene­m Jahr wieder steigen. Hier erkennt Philip Reading, Leiter der Hauptabtei­lung Finanzmark­tstabilitä­t und Bankenprüf­ung, einen Versuch der Banken, die fallenden Margen über die Ausweitung der Volumen zu kompensier­en. „Das führt dazu, dass die Vergabesta­ndards sinken“, so Reading. Man würde nun genau auf die Qualität der Kredite achten, die derzeit vergeben werden.

Denn die Kreditverg­abe läuft auf Hochtouren – sowohl bei Unternehme­n, als auch bei Haushalten. In beiden Kategorien stammt das Wachstum überwiegen­d aus Immobilien­krediten. Die hohe Nachfrage treibt die Preise: Für Wohnungsim­mobilien haben sie sich in den vergangene­n zehn Jahren mehr als verdoppelt. „Wir schauen uns die Immobilien­preise sehr, sehr genau an“, sagt Holzmann. Die OeNB-Indikatore­n weisen für Österreich eine Preisübert­reibung von 14 Prozent aus. Eine Immobilien­blase sieht die OeNB aber nicht, erst gar nicht ein potenziell­es Platzen einer Blase“, so Haber.

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