Pkw-Dichte nimmt zu: Die Menschen wollen ihr Auto besitzen
Untersuchung. „Sharing Economy“mag in vielen Bereichen funktionieren, aber nicht unbedingt beim Auto, wie aktuelle Zahlen zeigen.
Die Autoindustrie hat schon bessere Jahre erlebt als 2019. In den vergangenen Wochen und Monaten häuften sich Meldungen über den geplanten Abbau von Arbeitsplätzen, vor allem die Zulieferindustrie spürt den Druck der Autobauer. Bosch hat beispielsweise in den vergangenen zwei Jahren 2500 Stellen im Autobereich gestrichen, für die nächsten Jahre ist ein Abbau von weiteren 3300 Beschäftigten vorgesehen. Erst Ende vergangener Woche kündigte wiederum Daimler (Mercedes) die Streichung von 10.000 Arbeitsplätzen an.
Gründe für die Krise ist einerseits der Wandel hin zum Elektroauto, das einfacher und mit weniger Aufwand zu fertigen ist. Andererseits steigt die Zahl der Autoverkäufe nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren.
Das Interesse am eigenen Auto bleibt aber hoch, das zeigt eine Untersuchung des Center Automotive Research des deutschen Universitätsprofessors Ferdinand Dudenhöffer. „Im Zehnjahreszeitraum (2009 bis 2019, Anm.) ist der Pkw-Bestand in Deutschland um 5,8 Millionen Fahrzeuge oder 14 Prozent gestiegen.“
In Österreich ist die Steigerung noch deutlicher, wie Zahlen der Statistik Austria zeigen. Hier legte der Bestand von 2008 bis 2018 (aktuellste Jahreszahlen) um 16,2 Prozent auf 4.978.852 Pkw zu. Bei der Pkw-Dichte liegen die beiden Länder fast gleichauf: In Deutschland waren 2018 exakt 561 Pkw auf 1000 Einwohner angemeldet, in Österreich waren es 562 Pkw auf 1000 Einwohner.
„Nach wie vor ist das eigene Auto beliebt und wichtiges Konsumgut“, stellt Dudenhöffer für Deutschland fest. Er kann auch keine Anzeichen für eine Trendumkehr bemerken. „Der Trend zum persönlichen Auto ist sehr stabil. Dies steht im klaren Widerspruch zu den Behauptungen, dass die deutsche Bevölkerung automüde sei“, heißt es in der Untersuchung des Instituts.
Selbst in den Großstädten konstatiert Dudenhöffer eine Zunahme. In Berlin stieg der Bestand bis 1. Jänner 2019 beispielsweise auf 1,21 Millionen Pkw, eine Zunahme um 11,3 Prozent im Vergleich zum Jänner 2009. In Hamburg betrug das Plus 11,7 Prozent, in München gar 18,5 Prozent (auf 725.690 Pkw).
In Wien gibt es allerdings leicht rückläufige Zahlen: 2007 gab es noch 395 Pkw pro 1000 Einwohner, bis 2017 sank diese Zahl auf 371. In den Bundesländern gibt es dagegen steigende Zahlen, am stärksten im Burgenland: von 586 Pkw pro 1000 Einwohner auf 659.
Für „Autopapst“Dudenhöffer ist die Konsequenz aus der Entwicklung klar: Carsharing sei und bleibe ein schwieriges Geschäftsmodell. Aktuell seien gerade einmal 20.200 Fahrzeuge bei den Carsharern in Deutschland im Angebot. Das entspreche 0,04 Prozent aller Pkw. Die Zahlen und die Daten der Nutzung zeigten „die Bedeutungslosigkeit selbst nach mehr als zehn Jahren Carsharing“.
Der Umstand, dass BMW sein Carsharing-Angebot (Drive Now) mit jenem von Daimler (Car2go) fusioniert habe, und das Faktum, dass die Unternehmen keine Profitabilitätskennziffern veröffentlichten, sei ein Beweis dafür. Dudenhöffer: „Ein profitables Geschäft fusioniert man nicht, und nicht kommunizierte Profitabilitätskennziffern sind ebenfalls kein ermutigendes Signal.“
In Wien gibt es verschiedene, in erster Linie private CarsharingModelle. Sogenannte Free-floating-Anbieter sind Share Now (die Fusion aus BMW und Daimler) und seit August Eloop, das 25 reine Elektroautos zur Miete anbietet.
Chancen gibt Dudenhöffer dem Abo-Modell. Mit der monatlichen Rate sind alle Kosten für den eigenen Pkw abgedeckt, zu bezahlen ist lediglich der Treibstoff.