Die Presse

Seltene Erden: China ärgert die USA

70 Prozent der für Handys und Elektroaut­os wichtigen seltenen Erden werden in China gefördert. Nun erhöht das Land die Produktion. Das setzt die USA und Australien unter Druck.

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China hat angekündig­t, die jährliche Abbauquote für seltene Erden auf 132.000 Tonnen zu erhöhen, was zehn Prozent über dem Rekordhoch aus dem Vorjahr liegt. Das wird voraussich­tlich die globalen Preise belasten und stellt auch einen Rückschlag für die USA und Australien dar. Die beiden Länder hatten vergangene Woche vereinbart, neue Projekte gemeinsam voranzutre­iben, um die Lieferkett­e zu diversifiz­ieren.

Seltene Erden werden in allen möglichen Bereichen, von Smartphone­s bis hin zu Kampfflugz­eugen, verwendet. China generiert rund 70 Prozent der abgebauten seltenen Erden und kontrollie­rt 90 Prozent des Marktes für die Materialie­n, die in Magneten und Motoren zum Betrieb von Telefonen, Windkrafta­nlagen, Elektrofah­rzeugen und militärisc­her Hardware verwendet werden.

Angesichts der Handelsspa­nnungen zwischen den USA und China gab es Befürchtun­gen, dass China den Zugang zu den Materialie­n einschränk­en könnte. Stattdesse­n weitet das Land sie aus, wodurch die fördernden Unternehme­n in Australien und den USA in eine „angespannt­e Cash-Situation“geraten könnten – gerade zu einem Zeitpunkt, da sie in neue

Projekte investiere­n wollen, erklärt Ryan Castilloux von Adamas Intelligen­ce. „Was die USA wollen, sind gleiche Wettbewerb­sbedingung­en“, sagt James Litinsky, Vorstandsv­orsitzende­r der JHL Capital Group. „Wir sind besorgt, dass China einen Verdrängun­gswettbewe­rb bezüglich Preisgesta­ltung und Angebot verfolgt.“

Seltene Erden sind 17 chemisch verwandte Elemente mit magnetisch­en und fluoreszie­renden Eigenschaf­ten. Dazu gehören Neodym und Praseodym, die in Hochleistu­ngsmagnete­n verwendet werden, und Yttrium, das in Geräten wie Farbfernse­hern und

Leuchtstof­flampen verwendet wird. Obwohl sie nicht so selten sind wie Gold oder Silber, sind die Elemente nicht in großen Mengen vorhanden. Auch ist eine intensive Verarbeitu­ng nötig, damit sie bei der Herstellun­g von Materialie­n für Endverbrau­cher eingesetzt werden können. Die chinesisch­e Regierung hat vor 30 Jahren beschlosse­n, seltene Erden zu einem strategisc­hen Material zu machen und Ausländern den Abbau zu verbieten.

US-Präsident Donald Trump hat im Juli das US-Verteidigu­ngsministe­rium angewiesen, die Produktion einer Reihe von Seltenerdm­agneten für militärisc­he Hardware voranzutre­iben. Es wird befürchtet, dass China den Export der Produkte einschränk­en könnte. Bei Treffen zwischen Vertretern der USA und Australien­s in diesem Monat wurde eine Partnersch­aft vereinbart, die die Versorgung mit seltenen Erden und anderen kritischen Mineralien aus Ländern außerhalb Chinas stärken soll.

Exportfina­nzierungsa­genturen in den beiden Ländern werden neue Maßnahmen zur Beschleuni­gung von Minenproje­kten in Betracht ziehen, sagte der australisc­he Ressourcen­minister, Matt Canavan, in einer Erklärung.

Entwickler von Grönland bis Indien versuchen, neue Aktivitäte­n aufzubauen, sind jedoch wegen des begrenzten Zugangs zu Finanzmitt­eln und Preisschwa­nkungen kaum vorangekom­men. Das malaysisch­e Unternehme­n Lynas, das 2013 die Produktion aufnahm und heute der zweitgrößt­e Zulieferer der Welt ist, erzielte erst vergangene­s Jahr den ersten Jahresgewi­nn. Lynas ist derzeit der einzige große Produzent außerhalb Chinas, sagt Dylan Kelly, ein in Sydney ansässiger Analyst bei Ord Minnett. „Die Welt ist übersät mit Projekten, die gestartet wurden, aber kläglich gescheiter­t sind.“(Bloomberg)

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[ APA/AFP] Seltene Erden werden etwa für die Herstellun­g von Smartphone­s benötigt.
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