Die Presse

Leitartike­l von Josef Urschitz Straches Poker um neue Gesetze für das

Ibiza. Strache wollte Pokerkönig Zanoni zu neuen Gesetzen verhelfen. Die Soko Ibiza ermittelt in dessen Umfeld.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Alles begann mit einem Treffen auf der Jacht eines gemeinsame­n Freundes. Peter Zanoni, seines Zeichens Pokerkönig, traf dort Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, um ihm sein Leid zu klagen: Die viel zu hohen Steuerabga­ben, die er für seine Pokerhalle­n leisten müsse. Und dass es da dringend eine Gesetzesän­derung brauche, da er sonst wirtschaft­lich nicht überleben könne. Was Zanoni prophezeit­e, wurde eine Woche nach Erscheinen des Ibiza-Videos mit einer der größten Pleiten des Jahres Realität.

Die Finanz eröffnete ein Konkursver­fahren für Zanonis Concord Card Casinos (CCC), derer es in Österreich zwölf gibt. Zanonis Schulden beim Staat: 600 Millionen Euro. Und obwohl Strache zu diesem Zeitpunkt selbst genug Probleme hatte, machte er sich für seinen Freund stark. Der „Presse“und dem „Standard“liegen Informatio­nen vor, wonach er hochrangig­en FPÖ-Mitglieder­n Nachrichte­n schrieb, dass man Zanoni dringend treffen möge. Und dass weiter forciert werden solle, was ausgemacht war.

Poker sollte künftig nicht mehr unter Glücksspie­l, sondern unter Sport laufen – so der Plan der beiden. Und das Kleine Glücksspie­l solle von der Länder- zur Bundessach­e erklärt werden. Beide Gesetzesän­derungen kämen Zanoni mehr als nur gelegen. Die Abgabe auf Sportwette­n wäre deutlich geringer als die derzeit tatsächlic­h sehr hohe auf Poker. Die wird nämlich am Einsatz der Spieler und nicht am tatsächlic­hen Umsatz der Poker-Casinos bemessen. Und auch Strache hätte etwas von dieser Änderung gehabt: Die Einnahmen würden dem Sport zugute kommen, also jenem Ressort, dem er als Minister vorstand.

Neben Poker hat Zanoni mit Spielautom­aten ein zweites Standbein. Aber auch das ist ihm in den vergangene­n Jahren weggebroch­en, als das kleine Glücksspie­l in einigen Bundesländ­ern – darunter Wien – verboten wurde. Würde die Regelung der Einarmigen Banditen aber von der Landes- zur Bundeskomp­etenz, so hätte er gute Chancen auf neue, für ihn vielleicht günstigere Regelungen. Beide Anliegen Zanonis waren mit der alten türkis-blauen Regierung auf einem guten Weg, wie „Profil“berichtete.

Millionens­chwerer Hauptgewin­n

All das zeigt eine neue Facette in der sogenannte­n Casinos-Affäre. Im Ringen um Lizenzen und Millionen haben neben den großen Playern wie Casinos Austria, Novomatic und der tschechisc­hen Sazka-Gruppe offensicht­lich auch andere Glücksritt­er wie Zanoni Interessen, die bei neuen Regelungen hätten berücksich­tigt werden sollen. Es gab Lobbying und Absprachen – und das teils mit Erfolg. Zanoni macht aus seinem Engagement in der Politik kein Hehl: „Ich war bei allen Parteien mit meinem Anliegen, habe Gutachten von hochrangig­en Experten vorgelegt. Und ja, ich habe auch mit HeinzChris­tian Strache sowie FPÖ-Finanzstaa­tssekretär Fuchs über meine Lage und die Möglichkei­t eines Initiativa­ntrages gesprochen. Und bekam Unterstütz­ung zugesagt.“

Strache sagt dazu auf Anfrage: „Wenn Personen an mich herangetre­ten sind und Missstände aufgezeigt haben, habe ich mich stets dafür eingesetzt, dass diese Ungerechti­gkeiten behoben werden. Im gegenständ­lichen Fall setzen sich auch andere Parteien völlig zu Recht für eine Reparatur des Gesetzes ein.“Die SPÖ zum Beispiel. Laut Zanoni wurde ihm nun von der Sozialdemo­kratie Unterstütz­ung für einen Initiativa­ntrag zugesagt. Denn neben den hohen Abgaben hat Zanoni ein weiteres Problem, das nur mit Gesetzesän­derungen behoben werden könnte. Pokern ist ab 2020 de facto nur mehr bei den Casinos Austria erlaubt.

Zum Ärger Zanonis: „Warum die immer eine Ausnahme bekommen, das muss mir einmal jemand erklären. Alle haben eine Registrier­kasse – sie brauchen keine. Geldwäsche­richtlinie­n für alle – nicht für die Casag. Rauchen ist überall verboten – dort nicht. Und genauso ist es jetzt auch bei Poker.“

Alle Wege führen nach Ibiza

Alle innenpolit­ischen Aufreger beginnen und enden derzeit in Ibiza – und so ist auch Zanoni auffällig nahe an der Entstehung des Videos dran. In Zanonis geschäftli­cher Vergangenh­eit finden sich zwei hierbei interessan­te Personen: der ehemalige Polizeigen­eral Roland Horngacher, der durch die Spitzelaff­äre zweifelhaf­te Berühmthei­t erlangte – und Consulter M., ein guter Freund. Neben Planungen für ein Bordell betrieb das Trio zusammen die Poker-Casinos. Vor zwei Wochen stand dann plötzlich die Soko Ibiza vor der Firmentür von Consulter M. Grund: M.s engste Mitarbeite­rin ist die Exfreundin jenes Mannes, der das Ibiza-Video produziert­e und den Begleiter der vermeintli­chen Oligarchen­nichte mimte. Gegen ihn gibt es einen aufrechten Haftbefehl, sein Aufenthalt­sort ist derzeit allerdings unbekannt. Dass sie die Ex-Freundin ist, rechtferti­gt noch keine Hausdurchs­uchung – offenbar vermutet die Soko Ibiza eine engere Involvieru­ng. Die Ermittlung­en laufen.

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[ Guenther Pertoutka / picturedes­k.com ] Peter Zanoni kämpft seit Jahren um neue Gesetze für Poker. Die Abgabenquo­te ist derzeit sehr hoch.

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