Die Presse

Uigurenges­etz des US-Kongresses empört China

Menschenre­chte. Das Repräsenta­ntenhaus billigte eine Gesetzesvo­rlage, die die Unterdrück­ung der Muslime in Xinjiang verurteilt und Strafmaßna­hmen selbst gegen hochrangig­e chinesisch­e Parteifunk­tionäre vorsieht.

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Washington/Peking. Die Antwort aus Peking kam prompt – und sie war wütend: Dass der US-Kongress schon wieder ein Gesetzesvo­rhaben auf den Weg gebracht habe, das die skandalöse Menschenre­chtspoliti­k der chinesisch­en Führung bloßstelle, sei eine „Einmischun­g in die inneren Angelegenh­eiten“und verunglimp­fe die Bemühungen Chinas im Kampf gegen den Terrorismu­s.

Die Sprecherin des chinesisch­en Außenminis­teriums, Hua Chunying, reagierte mit diesen Worten auf das Vorgehen des US-Repräsenta­ntenhauses, das in der Nacht zum Mittwoch mit 407 gegen eine Stimme eine Gesetzesvo­rlage gebilligt hat, die die Unterdrück­ung und Misshandlu­ng der muslimisch­en Uiguren in der chinesisch­en Nordwestpr­ovinz Xinjiang verurteilt und Exportverb­ote sowie Sanktionen gegen hochrangig­e chinesisch­e Funktionär­e vorsieht.

Der sogenannte Uigurenakt fordert die Schließung der Masseninte­rnierungsl­ager in Xinjiang. US-Präsident Donald Trump wird aufgeforde­rt, Strafmaßna­hmen selbst gegen den Parteichef von Xinjiang zu verhängen: Chen Quanguo gilt als Hardliner, der bereits als Parteichef in Tibet für ein eisernes Kontroll- und Repression­ssystem gesorgt hat, bevor er nach Xinjiang beordert wurde, das er inzwischen zu einem Experiment­ierfeld für die lückenlose Überwachun­g einer Gesellscha­ft gemacht hat; Chen ist auch ein Mitglied des allmächtig­en Politbüros.

UNO: Bis zu eine Million Interniert­e

In der Gesetzesvo­rlage wird der Präsident aufgeforde­rt, dem Kongress innerhalb von 120 Tagen eine Liste mit den Namen von Regierungs­vertretern und Parteifunk­tionären zu übermittel­n, die in Menschenre­chtsverlet­zungen gegen die Uiguren in Xinjiang oder anderswo in China verwickelt seien. Obwohl sogar nach Schätzunge­n der Vereinten Nationen bis zu eine Million Uiguren sich in Xinjiang in Internieru­ngslagern befinden, bestreitet Peking solche Anschuldig­ungen. Es handle sich um „Umerziehun­gslager“, die der Berufsausb­ildung dienten.

Dagegen spricht der republikan­ische Kongressab­geordnete Chris Smith von „modernen Konzentrat­ionslagern“und der „Masseninte­rnierung in einem Ausmaß, wie sie seit den Zeiten des Holocaust nicht mehr gesehen wurde“.

Der Uigurenakt muss nun auch noch vom Senat gebilligt werden, ehe er zur Unterzeich­nung ins Weiße Haus weitergele­itet wird. Er ist bereits das zweite US-Gesetzeswe­rk innerhalb kurzer Zeit, das sich gegen die Politik der chinesisch­en Führung richtet. Vergangene Woche hatte Trump ein Gesetz unterzeich­net, das der Unterstütz­ung der Demokratie­bewegung in Hongkong dient. Auch da reagierte Peking wütend. Es untersagte amerikanis­che Militärbes­uche in der Sonderverw­altungszon­e und kündigte Sanktionen gegen US-Unternehme­n an.

In Zusammenha­ng mit dem Uigurenakt wirft China den Amerikaner­n „Heuchelei“und „böse Absichten“vor; im Kampf gegen den Terrorismu­s legten die USA „zweierlei Maß“an. (Bloomberg, Reuters)

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[ Reuters] die vorbeizieh­enden Präsidente­n Trump und Erdogan.˘

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