Die Presse

Kamala Harris beendet Rennen um Präsidents­chaft

US-Demokraten. Mit der kalifornis­chen Senatorin verlässt ein Polit-Schwergewi­cht den Vorwahlkam­pf.

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Spätestens seit der Veröffentl­ichung des Berichts des Geheimdien­stausschus­ses des Repräsenta­ntenhauses zur Ukraine-Affäre bestehen kaum noch Zweifel, dass Donald Trump der dritte Präsident der US-Geschichte sein wird, gegen den ein Amtsentheb­ungsverfah­ren eingeleite­t wird. Trump habe „seine persönlich­en und politische­n über die nationalen Interessen gestellt“, ist in dem rund 300 Seiten langen Papier zu lesen, das in der Nacht zum Mittwoch publiziert wurde.

Zum größten Teil waren die Erkenntnis­se des Berichts bereits bekannt. Zwei Monate lang hatte der Geheimdien­stausschus­s Zeugen befragt, zunächst hinter verschloss­enen Türen und schließlic­h in öffentlich­en Anhörungen. Dabei kamen die Demokraten zu der Erkenntnis, dass Trump unter anderem Militärhil­fe für die Ukraine zurückgeha­lten habe, um Ermittlung­en gegen seinen politische­n Widersache­r Joe Biden und dessen Sohn Hunter zu erzwingen.

Auch wenn der Report keine neue „Smoking Gun“enthält: Mit seiner Veröffentl­ichung hat der Ausschuss, geleitet vom Demokraten Adam Schiff, ein umfassende­s Papier vorgelegt, das als Grundlage für ein Verfahren zur Amtsentheb­ung dienen soll. Trump wird darin nicht nur des Machtmissb­rauchs beschuldig­t, sondern auch einer „noch nie dagewesene­n Justizbehi­nderung“.

Die Demokraten sehen es als erwiesen an, dass Trump über seinen persönlich­en Anwalt, Rudy Giuliani, eine Kampagne initiiert habe, um zwei Ziele zu erreichen: Erstens erhoffte sich Trump vom ukrainisch­en Präsidente­n, Wolodymyr Selenskij, dass er weitere Untersuchu­ngen gegen den Gaskonzern Burisma in Auftrag gibt. Hintergrun­d: Hunter Biden saß einst im Aufsichtsr­at des Unternehme­ns; frühere Korruption­sermittlun­gen gegen Burisma waren zum größten Teil im Sand verlaufen.

Zweitens will Trump nicht akzeptiere­n, dass sich Russland in die US-Wahl 2016 eingemisch­t hat. Trump verdächtig­t vielmehr die Ukraine, obwohl der US-Senat dies überpartei­lich ausgeschlo­ssen hat. Trotzdem forderte Trump Selenskij auf, einer Einmischun­g Kiews nachzugehe­n. Als Druckmitte­l habe er auf Eis gelegte Hilfsgelde­r für das ukrainisch­e Militär und eine Einladung ins Weiße Haus verwendet.

Der Report wurde vom 24-köpfigen Geheimdien­stausschus­s mit den Stimmen der 13 Demokraten abgesegnet. Alle neun Republikan­er stimmten dagegen. Sie sehen eine gezielte Kampagne der Demokraten gegen das Weiße Haus. Die Demokraten seien „völlig gescheiter­t und konnten keinerlei Beweise“produziere­n, sagte Trumps Sprecherin, Stephanie Grisham.

Am Zug ist nun der Justizauss­chuss des Repräsenta­ntenhauses. Gestern begannen die öffentlich­en Anhörungen, noch vor Weihnachte­n soll die Rechtsgrun­dlage für eine Einleitung eines Amtsentheb­ungsverfah­rens ausgearbei­tet sein; dafür ist eine einfache Mehrheit in der von den Demokraten dominierte­n Kammer nötig. Sollte es wie erwartet zur Einleitung

Im Sommer machte sich Kamala Harris berechtigt­e Hoffnungen, die erste Präsidenti­n der USA zu werden. Bei der ersten Fernsehdeb­atte der Demokraten hatte sie Joe Biden frontal angegriffe­n, ihre Umfragewer­te schossen durch die Decke. Nun zieht Harris (55) einen Schlussstr­ich. Mit der Senatorin aus Kalifornie­n scheidet die bisher hoffnungsf­rohste Kandidatin aus dem Rennen um die Nominierun­g für die Präsidents­chaftswahl 2020 aus.

Letztlich schaffte es die Tochter einer gebürtigen Inderin und eines jamaikanis­chen Einwandere­rs nicht, ihre Anhänger ausreichen­d zu mobilisier­en. Im dritten Quartal flossen elf Millionen Dollar in die Wahlkampfk­asse der früheren Staatsanwä­ltin. Zum Vergleich: Das politische Urgestein Bernie Sanders nahm 25 Millionen Dollar ein, der rasant aufsteigen­de Pete Buttigieg aus Indiana mehr als 19 Millionen. „Wir haben nicht länger ausreichen­de Ressourcen“, sagte Harris in der Nacht auf Mittwoch per Videobotsc­haft.

Ihren wohl größten Fehler machte Harris, indem sie sich zu spät in der für die Demokraten so wichtigen Frage der Gesundheit­seines Amtsentheb­ungsverfah­rens kommen, würde im Anschluss ein Prozess im Senat beginnen. Der republikan­ische Senatsführ­er, Mitch McConnell, teilte mit, dass er bereits an den Rahmenbedi­ngungen für das Verfahren arbeite. Streit zwischen den Parteien ist auch hier programmie­rt. Notfalls werde er die Details ohne die Zustimmung von Chuck Schumer, dem obersten Demokraten im Senat, festlegen, betonte McConnell.

Im Senat haben die Republikan­er die Mehrheit, für eine tatsächlic­he Amtsentheb­ung wären zwei Drittel der Stimmen nötig. versorgung festlegte. Nachdem sie zunächst den Plan von Sanders unterstütz­t hatte, der die komplette Abschaffun­g der privaten Versicheru­ng vorsieht, ruderte sie später zurück. Innerhalb ihrer Kampagne sorgte der Zickzackku­rs für Verstimmun­g. Mit Kelly Mehlenbach­er verabschie­dete sich auch eine wichtige Strategin und ging ins Team von Milliardär Michael Bloomberg.

Trotz der Unstimmigk­eiten kam Harris’ Ausstieg durchaus überrasche­nd. Als eine von bisher nur sieben Kandidaten war sie frühzeitig für die Fernsehdeb­atte diesen Monat qualifizie­rt. Das einst 20-köpfige Feld der Demokraten beginnt sich zu lichten. Fix dabei bei der TV-Debatte am 19. Dezember sind somit nur Biden, Sanders, Buttigieg, Elizabeth Warren, Amy Klobuchar und der Multimilli­ardär Tom Steyer.

Die Vorwahlen der Demokraten beginnen Anfang Februar in Iowa, gefolgt von New Hampshire, Nevada und South Carolina. Der Sieger der „Primaries“wird für die Demokraten ins Rennen um die Präsidents­chaft ziehen und im November aller Voraussich­t nach Donald Trump herausford­ern. (stef )

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[ AFP] Senatorin Kamala Harris gibt auf.

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