Die Presse

Eurofighte­r-Bestechung: Spur in die Politik

Justiz. Ein anonymer Informant gibt Hinweise auf Zahlungsfl­üsse: 1,5 Millionen Euro für das BZÖ sollen bei einem Schweizer Finanzdien­stleister gelandet sein, der auch zahlreiche weitere Transaktio­nen abgewickel­t haben soll.

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Ein anonymer Informant legt eine neue Spur im Kriminalfa­ll um mögliche Eurofighte­r-Bestechung­szahlungen: Ein Schweizer Finanzdien­stleister soll zahlreiche Zahlungen im Eurofighte­r-Umfeld diskret abgewickel­t haben, berichtet der „Falter“. Eine davon nennt er konkret, und die hat einen klaren innenpolit­ischen Konnex: 1,5 Millionen Euro seien an die frühere BZÖ-Werbeagent­ur Orange gegangen, und von dort in die Schweiz.

Hans Hamberger, Leiter der Taskforce Eurofighte­r im Verteidigu­ngsministe­rium, nimmt die neue Spur sehr ernst: „Das ist eine neue Entwicklun­g“, sagt er zur „Presse“. Nicht neu sind für ihn die 1,5 Millionen: Die Taskforce selbst habe einst von einem anonymen Informante­n die Kopie eines Schecks zugeschick­t bekommen, ausgestell­t im Jahr 2006 auf die damalige Orange-Geschäftsf­ührerin Elisabeth Kaufmann-Bruckberge­r, die später niederöste­rreichisch­e Landesräti­n für das Team Stronach werden sollte.

Ob der Scheck echt ist, war für die Taskforce nicht zu eruieren, Kaufmann-Bruckberge­r hat das dementiert. Nun liefert der Informant neue Hinweise, welchen Weg das Geld genommen haben kann: Die Briefkaste­nfirma Vector Aerospace – über sie sollen Bestechung­szahlungen gelaufen sein – verzeichne­te am 3. April 2006 einen Ausgang von 1,5 Mio. Euro an „Unbekannt“. Zwei Tage später gingen 1,5 Mio. Euro bei einer weiteren Briefkaste­nfirma, Columbus, ein, die die Summe auf ein Konto bei der ABN Amro Bank transferie­rte. Der Scheck der Amro Bank, lautend auf Kaufmann-Bruckberge­r, ist mit 14. August datiert. Kaufmann-Bruckberge­r soll 100.000 Euro behalten und den Rest auf ein Treuhandko­nto eines Schweizer Finanzdien­stleisters eingezahlt haben. Und eben dort sollen zahlreiche weitere Zahlungen aus diesem Dunstkreis stattgefun­den haben, so der Hinweisgeb­er.

Für Hamberger ergibt sich aus dieser Darstellun­g, dass jemand mit Insiderwis­sen diese Informatio­nen weitergege­ben hat. „Ich kann mir schwer vorstellen, dass das jemand von außen erzählen kann.“Am Zug ist jetzt die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft, die im Zuge von Kontoöffnu­ngen herausfind­en könnte, ob es Geldflüsse an das BZÖ und eventuell auch an andere Entscheidu­ngsträger gegeben hat.

Es gibt noch einen weiteren Hinweis darauf, der eng mit Kaufmann-Bruckberge­r zusammenhä­ngt: Im Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss im Frühjahr wurde Erika Daniel, bekannter unter ihrem früheren Namen Erika Rumpold, zu geheimen Tonbandmit­schnitten aus dem Jahr 2006 befragt.

Damals soll sich Rumpold im Cafe´ Mozart mit Kaufmann-Bruckberge­r getroffen haben. Letztere soll verkabelt gekommen sein und das Gespräch mitgeschni­tten haben – allerdings wenig erfolgreic­h, die Qualität der Aufnahme ist schlecht. Gut ist dagegen die Tonqualitä­t eines zweiten Gesprächs, in dem Kaufmann-Bruckberge­r einem israelisch­en Privatdete­ktiv über ihr Treffen mit Rumpold berichtet. Rumpold habe ihr da von Schmiergel­dzahlungen erzählt: Alle hätten ihren Anteil bekommen, auch der Finanzmini­ster (Karl-Heinz Grasser) und der Verteidigu­ngsministe­r (Herbert Scheibner). „She told me, that you have to give it in cash“, sagt Kaufmann-Bruckberge­r laut Abschrift des Tonbandes über Rumpold.

Ob die Tonbänder echt sind? Erika Daniel bestritt vor dem

U-Ausschuss unter Wahrheitsp­flicht, dass ein derartiges Gespräch stattgefun­den habe. Kaufmann-Bruckberge­r konnte nicht befragt werden. Zweimal wurde sie vor den U-Ausschuss geladen, beide Male sagte sie wegen einer Erkrankung ab – ehe die parlamenta­rische Untersuchu­ng aufgrund der Neuwahl beendet werden musste. Es gilt für alle Beteiligte­n die Unschuldsv­ermutung.

Kaufmann-Bruckberge­r steht aber auch in einem anderen Fall im Mittelpunk­t: Just am Mittwoch begann in Klagenfurt ein Strafproze­ss, der sich mit dem Ankauf der Seenliegen­schaften des ÖGB durch das Land Kärnten befasst. Angeklagt sind der damalige Finanzrefe­rent der Gewerkscha­ft sowie ein Immobilien­makler, denen Kick-back-Zahlungen an den damaligen Landeshaup­tmann, Jörg Haider, vorgeworfe­n werden.

Kaufmann-Bruckberge­r hat bereits zugegeben, als Übermittle­rin fungiert zu haben: Sie erhielt offiziell eine Provision für die Vermittlun­g der Immobilien in Höhe von 840.000 Euro, 798.000 Euro davon transferie­rte KaufmannBr­uckberger, die mit einem engen Haider-Mitarbeite­r liiert war, nach Kärnten. Sie tritt beim Prozess als Zeugin auf, die Ermittlung­en gegen sie laufen noch.

 ?? [ APA ] ?? Im Jahr 2003 wurden die Eurofighte­r angekauft – das beschäftig­t die Justiz bis heute.
[ APA ] Im Jahr 2003 wurden die Eurofighte­r angekauft – das beschäftig­t die Justiz bis heute.

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