Die Presse

Alpines Wohnzimmer sucht neuen Stammgast

Ski. Sogar die Piste ist in Lake Louise nach Lindsey Vonn benannt, doch beim Speed-Auftakt der Damen fehlt der Ehrengast. Nicole Schmidhofe­r möchte nach ihrem Doppelsieg im Vorjahr nachlegen, Mikaela Shiffrin zeigte auf.

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Es ist der Beginn einer neuen Zeitrechnu­ng: Lake Louise nach Lindsey Vonn. Der idyllisch am See gelegene Skiort in den kanadische­n Rocky Mountains galt als „Wohnzimmer“der US-Speedspezi­alistin, hier hat sie 18 ihrer 82 Weltcupsie­ge gefeiert. Auf dem eigens nach ihr benannten „Lake Lindsey Way“wollte Vonn eigentlich auch ihre Karriere beenden, im Idealfall den so ersehnten Rekord von Ingemar Stenmark (86 Siege) brechen. Doch das Knie machte nicht mehr mit. Nach der WM in A˚re im Februar beendete die 35-Jährige ihre Karriere.

Den Auftakt der neuen SpeedSaiso­n (Abfahrten am Freitag und Samstag, Super-G am Sonntag) wird Vonn auch nicht als Gast beehren. Angesichts ihres Rufs als Drama-Queen dürften das die Veranstalt­er mehr bedauern als vielleicht die eine oder andere Kollegin. Vonn selbst stand kürzlich anderswo im Rampenlich­t: Ende November feierte in den USA der Film „Lindsey Vonn: The Final Season“Premiere. Darin bezeichnet sie den Rücktritt als „die schwierigs­te Entscheidu­ng meines Lebens“. Ablenkung findet die erfolgreic­hste Skifahreri­n der Geschichte in ihrer Stiftung (Programme für benachteil­igte Kinder), einer eigenen Kosmetikli­nie und demnächst einer Modemarke. Ihr Haus in Vail hat sie gegen ein Eigenheim in New Jersey getauscht, um ihrem Verlobten, dem Eishockeys­pieler P. K. Subban, näher zu sein.

In Lake Louise ist die Bühne also frei für andere. Für die ÖSVDamen war die Abfahrt in der vergangene­n Saison die Paradedisz­iplin, sie gewannen sechs von acht Rennen. Nicole Schmidhofe­r bejubelte in Kanada das Abfahrtsdo­ppel, ihre ersten Weltcupsie­ge, und stemmte am Ende auch die kleine Kristallku­gel. In diesem Winter möchte die 30-Jährige noch einmal nachlegen: „Ich will noch öfters unter die ersten fünf und auf das Podest.“

In der Vorbereitu­ng wurde Schmidhofe­r allerdings vom eigenen Körper ausgebrems­t, zuletzt machten ihr Hüftschmer­zen zu schaffen. „Je besonderer die Vorbereitu­ng, desto interessan­ter die Saison“, nahm sie es gewohnt humorvoll. Den direkten Vergleich im ÖSV-Team erachtet die Steirerin als wichtigen Anhaltspun­kt, zumal mit Stephanie Venier, Ramona

Siebenhofe­r (die beiden landeten im Vorjahr in der Abfahrtswe­rtung hinter Schmidhofe­r auf den Rängen zwei und drei) sowie Mirjam Puchner drei weitere Siegerinne­n im ÖSV-Aufgebot stehen. Das erste Training beendete Schmidhofe­r als Vierte und berichtete von einer „richtigen Herausford­erung“: „Das war Rock ’ n’ Roll und ein bissl mehr. Durch die schwierige­n Bedingunge­n hat es mir kurzzeitig die Schneid abgekauft.“Dabei hat Schmidhofe­r bei der Speedski-WM im März mit 217,59 km/h ihre Risikofreu­de unter Beweis gestellt. Dieses Projekt will die WM-Vierte aber erst nach der alpinen Karriere fortführen. „Zu gefährlich.“

Mikaela Shiffrin untermauer­te als Trainingsd­ritte ihre TempoAmbit­ionen. Mit Lake Louise verbinden den US-Star beste Erinnerung­en: 2017 gewann sie hier ihre bislang einzige Abfahrt, im Vorjahr den Super-G – und mit zwei weiteren Siegen am Ende auch die Diszipline­nwertung. Als 62-fache Weltcupsie­gerin wird Shiffrin Vonns Rekord eher früher denn später brechen, jener in Lake Louise dürfte der früheren Grande Dame aber wohl bleiben. (swi)

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[ USA Today Sports] Nicole Schmidhofe­r tastete sich bei schwierige­n Verhältnis­sen an den „Lake Lindsey Way“.

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