Die Presse

Boeing verliert auf dem Heimmarkt

Luftfahrt. United bestellt trotz Strafzölle­n beim europäisch­en Konkurrent­en Airbus.

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Das tut wirklich weh: Der US-Flugzeugba­uer Boeing, der nach dem Absturz von zwei 737 Max und dem anschließe­nd verhängten weltweiten Flugverbot in einer schweren Krise steckt, bekommt auch bei seinen anderen Modellen die Zurückhalt­ung der Airlines zu spüren. Jetzt hat die US-Fluggesell­schaft United 50 Jets beim europäisch­en Erzrivalen Airbus bestellt.

Die Mittel- und Langstreck­enjets vom Typ A321XLR sollen ab 2024 die 53 Boeing 757-200 von United ersetzen. Die Flugzeuge sollen von den Drehkreuze­n New York/Newark und Washington bestehende und neue Ziele in Europa wie Porto anfliegen. United ist ein weiteres US-Unternehme­n, das trotz der von der US-Regierung verhängten Strafzölle auf europäisch­e Flugzeuge einen Vertrag mit Airbus abschloss. American Airlines, JetBlue Airways und Spirit Airlines haben bereits Bestellung­en für A320neo-Jets platziert. Bisher haben US-Fluglinien traditione­ll bei Boeing geordert. Auf dem Heimatmark­t Aufträge zu verlieren ist besonders schmerzhaf­t.

Die Airbus-Aktie, die in den vergangene­n fünf Tagen – auch wegen der Androhung neuer Zölle – rund acht Prozent verloren hatte, legte am Mittwoch um rund drei Prozent zu. Boeing-Papiere haben in den vergangene­n Tagen gut sechs Prozent eingebüßt, am Dienstag gingen sie mit einem Abschlag von 0,87 Prozent aus dem Handel.

Die A320/A321neo-Familie, zu der die A321XLR gehört, ist der Verkaufssc­hlager von Airbus, weil die Flugzeuge rund 30 Prozent weniger Treibstoff verbrauche­n. Die in diesem Jahr eingeführt­e Variante hat eine größere Reichweite als die meisten Kurzstreck­enflugzeug­e. Für die A321neo-Modellpale­tte hat Airbus insgesamt 3142 Bestellung­en in den Büchern, bisher wurden 243 Stück ausgeliefe­rt. Boeing hat das Modell 757 auslaufen lassen und plant eigentlich den Ersatz durch ein neues Großraummo­dell mit zwei Gängen, das unter dem Schlagwort NMA bekannt ist. Doch hat der Flugzeugba­uer die Entscheidu­ng über dessen Entwicklun­g auf 2020 verschoben, da er mit dem erzwungene­n Flugverbot für die Boeing 737 Max derzeit voll beschäftig­t ist.

Andrew Nocella, bei United für das operative Geschäft verantwort­lich, sagte, die Fluggesell­schaft sei weiter offen, das Modell NMA zu bestellen, wenn sich Boeing dafür entscheide. United hat auch Airbus A350 bestellt, dessen Auslieferu­ng aber auf das Jahr 2027 verschoben. (Reuters)

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