Wieso juckt die Bildungsmisere niemanden?
Wohlstand korreliert direkt mit Bildung, sagt eine neue Studie.
Ein Viertel der 15- bis 16-jährigen Schüler hat laut dem jüngsten Pisa-Test ein „sehr geringes Leseverständnis“, kann also schon mit wenig komplexen Texten nichts anfangen. Wir reden von 15-Jährigen, wohlgemerkt. Also von Jugendlichen, die schon acht Jahre Schule hinter sich haben.
Die Bildungsministerin dieses (noch) in der wirtschaftlichen Premier-League spielenden Landes fällt darob nicht in Ohnmacht, sondern findet, das sei „kein Grund zur großen Sorge“. Immerhin sind wir hier ja noch irgendwo im Mittelfeld unterwegs.
Mehr muss man zum Zustand des hiesigen Bildungswesens nicht wissen: Wenn die Bildungsmisere selbst im zuständigen Ministerium keinen juckt, dann gute Nacht!
Dabei sagen schon zwei Daten viel darüber aus, wo der Hase im Pfeffer liegt: Wir haben im Europavergleich die zweithöchsten Pro-KopfBildungsausgaben im Sekundärbereich und die dritthöchsten in der Primärstufe. Und dann dieses Ergebnis: unterer Durchschnitt zu Spitzenpreisen.
Das Geld für Bildung geht also weitgehend in einem durchpolitisierten und durchideologisierten, unglaublich ineffizienten System verloren, statt dort zu wirken, wo es das sollte. Statt über Effizienzsteigerungen in diesem System diskutieren wir aber lang und breit darüber, ob ausreichende Kenntnisse der Unterrichtssprache wirklich notwendig oder doch nur Schikane gegenüber unseren Neubürgern sind.
Den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Bildung kennen wir unterdessen. Den zwischen Bildung und Wirtschaftskraft hat einen Tag vor Pisa eine Studie des deutschen Ifo-Instituts (gemeinsam mit einem Stanford-Forscher) enthüllt: 25 PisaPunkte mehr bedeuten langfristig rund sieben Prozent mehr Wirtschaftskraft.
Wenn wir uns mit dem unteren Mittelfeld begnügen, gefährden wir also Wachstum und Wohlstand. Aber beides ist nach der reinen Greta-Lehre ohnehin Teufelszeug. So gesehen ist sie vielleicht doch schlüssig, die Bildungspolitik.