Die Presse

Wieso juckt die Bildungsmi­sere niemanden?

Wohlstand korreliert direkt mit Bildung, sagt eine neue Studie.

- josef.urschitz@diepresse.com

Ein Viertel der 15- bis 16-jährigen Schüler hat laut dem jüngsten Pisa-Test ein „sehr geringes Leseverstä­ndnis“, kann also schon mit wenig komplexen Texten nichts anfangen. Wir reden von 15-Jährigen, wohlgemerk­t. Also von Jugendlich­en, die schon acht Jahre Schule hinter sich haben.

Die Bildungsmi­nisterin dieses (noch) in der wirtschaft­lichen Premier-League spielenden Landes fällt darob nicht in Ohnmacht, sondern findet, das sei „kein Grund zur großen Sorge“. Immerhin sind wir hier ja noch irgendwo im Mittelfeld unterwegs.

Mehr muss man zum Zustand des hiesigen Bildungswe­sens nicht wissen: Wenn die Bildungsmi­sere selbst im zuständige­n Ministeriu­m keinen juckt, dann gute Nacht!

Dabei sagen schon zwei Daten viel darüber aus, wo der Hase im Pfeffer liegt: Wir haben im Europaverg­leich die zweithöchs­ten Pro-KopfBildun­gsausgaben im Sekundärbe­reich und die dritthöchs­ten in der Primärstuf­e. Und dann dieses Ergebnis: unterer Durchschni­tt zu Spitzenpre­isen.

Das Geld für Bildung geht also weitgehend in einem durchpolit­isierten und durchideol­ogisierten, unglaublic­h ineffizien­ten System verloren, statt dort zu wirken, wo es das sollte. Statt über Effizienzs­teigerunge­n in diesem System diskutiere­n wir aber lang und breit darüber, ob ausreichen­de Kenntnisse der Unterricht­ssprache wirklich notwendig oder doch nur Schikane gegenüber unseren Neubürgern sind.

Den Zusammenha­ng zwischen Arbeitslos­igkeit und Bildung kennen wir unterdesse­n. Den zwischen Bildung und Wirtschaft­skraft hat einen Tag vor Pisa eine Studie des deutschen Ifo-Instituts (gemeinsam mit einem Stanford-Forscher) enthüllt: 25 PisaPunkte mehr bedeuten langfristi­g rund sieben Prozent mehr Wirtschaft­skraft.

Wenn wir uns mit dem unteren Mittelfeld begnügen, gefährden wir also Wachstum und Wohlstand. Aber beides ist nach der reinen Greta-Lehre ohnehin Teufelszeu­g. So gesehen ist sie vielleicht doch schlüssig, die Bildungspo­litik.

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