Die Presse

Teherans „Budget des Widerstand­s“mit russischer Hilfe

Iran. Der iranische Präsident, Hassan Rohani, legte am Sonntag den Haushalt für das kommende Jahr vor.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Einen „Haushalt des Widerstand­s“hat der iranische Präsident, Hassan Rohani, am Sonntag im Parlament von Teheran vorgelegt. Das Budget für das neue Jahr, das im Iran im März 2020 beginnt, werde dem „Feind“– also den USA – zeigen, dass sich das Land von Wirtschaft­ssanktione­n nicht unterkrieg­en lasse. Anders als von den Amerikaner­n erhofft, werde der Iran nicht zusammenbr­echen, sondern weiter Fortschrit­te machen, sagte der Präsident. Hilfe bekommt er unter anderem durch eine „Investitio­n“von fünf Milliarden Dollar aus Russland. Auch wenn die jüngsten Proteste gegen Benzinprei­serhöhunge­n zeigen, wie unzufriede­n die iranische Bevölkerun­g mit Rohanis Politik ist, bedeutet das nicht, dass im Iran der wirtschaft­liche Zusammenbr­uch und der Regimewech­sel bevorstehe­n.

Vor etwa einem Jahr hatten die USA nach ihrem Ausstieg aus dem internatio­nalen Atomvertra­g mit dem Iran die Sanktionen gegen die iranische Ölindustri­e wieder eingeführt. Die Trump-Regierung hoffte darauf, mit ihrer Politik des „maximalen Drucks“die Islamische Republik zu weitreiche­nden Zugeständn­issen in der Atompoliti­k zwingen zu können. Jeder Abnehmer von iranischem Öl wird seitdem vom lukrativen amerikanis­chen Markt ausgeschlo­ssen.

Dass die amerikanis­chen Sanktionen die Iraner hart treffen, steht außer Zweifel. Nach einer Schätzung des Internatio­nalen Währungsfo­nds wird die iranische Wirtschaft in diesem Jahr um fast zehn Prozent schrumpfen. Dennoch hat sich die iranische Wirtschaft nach der Wiedereinf­ührung der USSanktion­en als widerstand­sfähiger erwiesen, als sich das viele Politiker in Washington gewünscht haben. Dafür gibt es mehrere Gründe. Da ist zum einen der nationale Vermögensf­onds, dessen Volumen auf mehr als 90 Milliarden Dollar geschätzt wird und der als Puffer benutzt werden kann, um Einnahmeau­sfälle an anderer Stelle auszugleic­hen. Zudem habe sich unter seiner Regierung die Selbstvers­orgung des Landes mit Nahrungsmi­tteln erheblich verbessert, sagte Rohani.

Darüber hinaus bemüht sich die Regierung in Teheran, die Abhängigke­it des Landes vom Öl zu senken. Hilfe aus dem Ausland zu bekommen ist für den weitgehend isolierten Iran zwar schwierig, aber nicht unmöglich, wie der russische Kredit zeigt. Mit einer engeren Anbindung an die Eurasische Wirtschaft­sunion von Russland, Armenien, Belarus, Kasachstan und Kirgisien will der Iran den Außenhande­l stärken. Auch die Zusammenar­beit mit China wird ausgebaut.

Trotz der US-Strafmaßna­hmen verdient der Iran außerdem nach wie vor am Ölexport, auch wenn das Geschäft sehr gelitten hat. Vor Trumps Sanktionen lieferten die Iraner rund 2,5 Millionen Barrel pro Tag (je 159 Liter) ins Ausland, derzeit sind es laut der Nachrichte­nagentur Reuters nur noch 400.000 Barrel. Rohanis Haushaltse­ntwurf geht von täglichen Ausfuhren von 500.000 bis zu einer Million Barrel aus. Das ist kein bloßer Zweckoptim­ismus. Schließlic­h sind die Iraner an den Umgang mit – und an die Umgehung von – Sanktionen gewöhnt: Ihr Land liegt seit der Gründung der Islamische­n Republik mit den USA im Clinch. Im Sommer scheiterte­n die USA beim Versuch, einen voll beladenen iranischen Öltanker im Mittelmeer zu stoppen. Das Öl wurde vermutlich an Abnehmer in Syrien geliefert.

Subvention­en für Nahrungsmi­ttel

Rohanis Haushaltse­ntwurf hat ein Volumen von etwa 40 Milliarden Dollar, eine Steigerung um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit Subvention­en für Nahrungsmi­ttel und Medizin will Rohani etwas für die ärmsten Bevölkerun­gsschichte­n tun. Die Gehälter im öffentlich­en Dienst sollen ebenfalls steigen. Dass damit die Protestbew­egung zufriedeng­estellt werden kann, ist nicht zu erwarten. Das Regime ist aber entschloss­en, Unruhen mit Härte zu begegnen. Die Sicherheit­skräfte töteten bei den jüngsten Demonstrat­ionen gegen die Benzinprei­serhöhunge­n laut Menschenre­chtlern mehr als 200 Menschen. Mittelfris­tig hofft Teheran, dass Trump bei der US-Präsidente­nwahl in einem Jahr aus dem Weißen Haus geworfen wird und dass sein Nachfolger die amerikanis­che Politik des „maximalen Drucks“beendet.

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[ AFP ] Der iranische Präsident, Hassan Rohani.

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