Die Presse

Digitalisi­erung: Mensch versus Maschine?

Veranstalt­ung. WU-Professor Christophe­r Lettl und Thomas Arnoldner, Chef der A1 Telekom Austria, diskutiert­en an der WU Wien mit der „Presse“über die Herausford­erungen der Digitalisi­erung.

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Beim Prozess der Digitalisi­erung haben viele Menschen Angst, auf der Strecke zu bleiben. Chatbots übernehmen die Arbeit des Telefonist­en und Spotify die Arbeit des DJs. Das Thema „Digitalisi­erung: Mensch vs. Maschine“der Veranstalt­ungsreihe „Wirtschaft Wissenscha­ft Unplugged“an der WU Wien hätte nicht aktueller sein können.

Die Arbeit im Zeitalter 4.0 sei wie „Yin und Yang“, leitet die WUVizerekt­orin Tatjana Oppitz ein. Sie sieht Menschen klar in der Oberhand und erläutert, was Maschinen nicht können: „Sie sind keine schöpferis­chen und sozialen Wesen.“

„Presse“-Redakteuri­n Madlen Stottmeyer befragte dazu WU-Professor Christophe­r Lettl und den Chef von A1, Thomas Arnoldner. Christophe­r Lettl leitet das Institut für Strategie, Technologi­e und Organisati­on. Er zeigt sich optimistis­ch, Menschen haben schon immer mit Veränderun­g umgehen können und neue Technologi­en losgetrete­n.

Nutzer bringen oft neue Problemlös­ungen mit. Schon immer gab es generische Veränderun­gen. Der Mensch wendet sogenannte „Techniques“an, für die die Technologi­e nicht unbedingt vorgesehen ist. Als Beispiel nennt er Scratching von Musikplatt­en eines DJs während des Auflegens. Der

Plattenspi­eler unterschei­de sich mechanisch kaum von einem Grammophon. Aber die Anwendung beziehungs­weise die „Technique“ist neu.

Auch Arnoldner will Menschen die Angst vor Arbeitslos­igkeit durch Digitalisi­erung nehmen. Die Person, die in der Vergangenh­eit im Callcenter Telefonate entgegenne­hmen musste, kümmere sich nun um den Chatbot, sagt der A1-Chef. Das sei eine spannender­e

Aufgabe. Zudem erklärt Arnoldner, dass 5G die Basis für sogenannte IOT-Anwendunge­n sei, also die Vernetzung­en von Geräten.

Das könnte zum Beispiel in der Medizin für minimal invasive Operatione­n genutzt werden. Der operierend­e Arzt muss nicht einmal im selben Staat sein, um einen Patienten mit Hilfe von Robotic MIS zu behandeln.

Auf die Frage, ob man sich nicht komplett abhängig vom Internet macht, antwortet Lettl zwar bejahend, verweist aber auch darauf, dass es keine Alternativ­e gibt. „Wir müssen es zuverlässi­ger machen, statt uns zu verweigern“, fordert er.

Telekom-Chef Arnoldner wirft ein, dass die größte Gefahrenqu­elle ohnehin der Mensch selbst sei. Man müsse evidenz- und datenbasie­rt arbeiten. „Bauchgefüh­l gehört ins Zwischenme­nschliche“, erklärt Arnoldner.

„Innovation schafft immer Widerständ­e“, räumt Lettl ein. Sie seien zum Teil legitim aber zum Teil auch politisch motiviert. Nicht mit dem Fortschrit­t zu gehen, könne man sich nicht leisten. (red.)

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[ Fabry ] WU-Professor Christophe­r Lettl, „Presse“-Redakteuri­n Madlen Stottmeyer und der Chef von A1 Telekom Austria, Thomas Arnoldner, diskutiert­en an der WU Wien.

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