Wenn Routiniers das Adrenalin
Bundesliga. Salzburg stimmte sich mit dem 5:1 gegen Tirol auf den Hit gegen Liverpool ein. Die Vorfreude ist groß, die Herausforderung gegen die Engländer ebenso.
Salzburg hat trotz des Champions-League-Finalspiels gegen Liverpool vor Augen die Konzentration in der Liga hochgehalten. Nach den enttäuschenden Unentschieden zuletzt gegen St. Pölten und die Admira erfüllte der Meister die Pflichtaufgabe gegen die WSG Tirol diesmal mit einem 5:1-Heimerfolg souverän. Die drei Punkte waren in der aktuellen Situation auch nötig, um die Tabellenführung zu verteidigen. Der Lask entschied nämlich das Verfolgerduell mit dem WAC mit 3:1 für sich und hielt mit weiterhin zwei Punkten Rückstand den Druck auf Salzburg hoch.
In Salzburg sorgten frühe Tore von Patson Daka (3.) und Erling Haland˚ (9.) – sein 16. in dieser Saison – rasch für klare Verhältnisse, Masaya Okugawa (33.), Takumi Minamino (56.) und Andreas Ulmer (83.) waren noch Draufgabe.
Nach dem Abpfiff galten die Gedanken dann weniger der Meisterschaft als vielmehr ganz offiziell dem Europacup-Hit gegen Liverpool am Dienstag. Nur ein Sieg gegen den CL-Titelverteidiger würde den Salzburgern den sensationellen Aufstieg ins Achtelfinale bringen. „Wir sind begeistert, aber ruhig. Die Energie und Konzentration sind optimal“, meinte Trainer Jesse Marsch, dessen Mannschaft in jedem Fall zumindest in die K.-o.-Phase der Europa League umsteigt. „Wenn wir unsere beste Leistung abrufen, haben wir gute Chancen. Wir müssen mit all unserem Selbstvertrauen spielen.“
Selbst einen Routinier wie Zlatko Junuzovic,´ der gegen Tirol geschont wurde, lässt das Gastspiel des englischen Traditionsvereins nicht kalt. „Ich spüre jetzt schon das Adrenalin in mir“, gestand der 32-Jährige. „Wir fiebern diesem Spiel richtig entgegen und haben nichts zu verlieren.“
Torhüter Cican Stankovic ärgerte sich zwar kurz über das Gegentor nach einem Eckball („Mein Anspruch ist es, zu null zu spielen“), blickte dann aber auch nach vorn. „Jedes Mal vor dem Einschlafen geht mir das Spiel durch den Kopf“, gestand der ÖFB-Teamkeeper.
„Wir sind bestens darauf vorbereitet, aber es kommt ganz schön etwas auf uns zu. Sie haben den besten Trainer, den besten Angriff und die beste Verteidigung.“Junuzovic´ bestätigte: „Sie haben wenige Schwächen, aber wir können ihnen wehtun. Es wird nur mit Emotion und Leidenschaft gehen.“
Ulmer zog Parallelen zur Saison 2017/18, als man in der Europa League bis ins Halbfinale vorstieß. „Die Euphorie ist ähnlich groß“, sagte der Linksverteidiger und rechnete sich trotz der Außenseiterrolle Chancen aus. „Gegen Liverpool wollen und müssen wir gewinnen. Zu Hause sind wir eine Macht. Wir werden mit großem Herz und viel Leidenschaft agieren, mutig auftreten und alles reinhauen.“Defensivmann Maximilian Wöber erinnerte an das 3:4 Anfang Oktober in Liverpool: „Wir brauchen einen perfekten Tag, sind klarer Underdog, aber wir haben an der Anfield Road gezeigt, dass wir überraschen können.“
Bezüglich der taktischen Aufstellung wollte sich Trainer Marsch noch nicht in die Karten blicken lassen. Am Samstag schonte er jedenfalls einige Stammkräfte und bot eine Dreierabwehr auf. Für den US-Amerikaner sind das angesichts der großen Herausforderung allerdings nur Feinheiten. „Egal, ob wir mit Dreier-, Fünfer- oder Sechserkette spielen, die Defensive muss gegen so eine Weltklassemannschaft funktionieren“, betonte Marsch. (red.)