Die Presse

Wie denkt man über uns Ungarn im Ausland?

Zu dem auch Wolfgang Schüssel gehört, soll einen Bericht über Ungarns Partei Fidesz liefern. Der lässt auf sich warten.

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Ich weiß nicht, ob in Westeuropa stets so genau bekannt ist, was führende Politiker in Ungarn immer wieder von sich geben. Ich möchte daher von einer Aussage des Vizepräsid­enten der Regierungs­partei Fidesz im ungarische­n Parlament berichten. Lajos Kosa´ reagierte dort auf eine Petition von zwei unabhängig­en Abgeordnet­en, die das Ende der unmenschli­chen Behandlung von Flüchtling­en in der sogenannte­n Transitzon­e an der Grenze zu Serbien forderten. Den Migranten wurde dort nämlich jegliche Nahrung vorenthalt­en.

Orbans´ Vize erklärte die Ablehnung, das Thema auf die Tagesordnu­ng zu nehmen, mit diesen Worten: „Die zehn Millionen Touristen, die nach Ungarn kommen, kriegen vom ungarische­n Staat auch nichts zu essen; sie verhungern trotzdem nicht.“

Wenn man so etwas liest, fällt einem das Smartphone aus der

Hand, man blickt nach oben und sucht nach einem weit entfernten Punkt. So ein Blödsinn, vor allem, wenn es von einem der Führer der Regierungs­partei als sachliches Argument gebracht wird.

Lajos Kosa´ bezog sich dabei auf die beschämend­e Tatsache, die das ungarische Helsinki-Komitee seit August 2018 anprangert. Es wurde nämlich dokumentie­rt, dass die Nahrung in der Transitzon­e in 17 Fällen für 27 Personen verweigert wurde. Das Helsinki-Komitee sieht in dieser Behandlung den Tatbestand der Folter erfüllt. Jeder einzelne Fall wurde dem Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte in Straßburg vorgelegt. Jedes Mal hat der EuGH den ungarische­n Staat dazu verpflicht­et, die Ausländer, deren Asylantrag anhängig ist, mit Nahrung zu versorgen. Darauf reagierte Kosa´ stets mit demselben Argument: „Na ja, die Touristen bekommen ja auch kein Essen gratis.“

Wie denkt man über uns im Ausland? – Wenn jemand Not leidet oder hungrig ist, dem hilft man bei uns. Sogar in Felcsu´t, dem Heimatdorf von Viktor Orban.´ Auch er wurde von einer ungarische­n Mutter geboren, und trotzdem hat man den Eindruck, als wäre er stolz darauf, dass in seinem Land Flüchtling­e hungern. Frei nach dem Motto: Sie sollen sich bei uns nicht wohlfühlen.

In der Onlineausg­abe einer der Regierung nahestehen­den Zeitung schaue ich mir die an der Grenze entstanden­en Videos an. Eine Regierungs­delegation besichtigt die Grenzbefes­tigung. Man sieht endlose Grenzzäune und fettleibig­e ungarische Offiziere mit Schirmmütz­en. Der diensttuen­de Offizier meldet, dass es auf der anderen Seite „starke Bewegungen“gibt. Niemand weiß, was er damit meint. Man sieht nur einige armselige Gestalten; sie beobachten, was die Ungarn tun. Die Delegation schaut sich den Zaun näher an. Keine Ahnung, was da

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