Die Presse

Showdown in der SPÖ

Präsidiums­sitzung. Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner will keinesfall­s zurücktret­en. Unterstütz­t wird sie von den Landespart­eichefs Peter Kaiser und Hans Peter Doskozil.

-

Heute tagt das Parteipräs­idium. Einige Genossen griffen Parteichef­in Rendi-Wagner im Vorfeld scharf an, andere unterstütz­en sie.

Die Sitzung verspricht Dramatik: Am Montag trifft das Präsidium der SPÖ erstmals nach der Steiermark-Wahl und vor allem erstmals nach den Kündigunge­n in der SPÖ-Zentrale zusammen. Etliche prominente Genossen haben ihren Unmut über die Parteispit­ze artikulier­t, der niederöste­rreichisch­e Landespart­eichef Franz Schnabl und der stellvertr­etende Klubchef Andreas Kollross („Aus. Schluss. Vorbei.“) haben Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner direkt angegriffe­n.

Gibt es jetzt im Präsidium die große Personalde­batte? Rendi-Wagner gibt sich jedenfalls kämpferisc­h: Sie hat angekündig­t, bleiben zu wollen – und sogar beim nächsten Parteitag im Jahr 2021 wieder zu kandidiere­n. Unterstütz­t wird sie dabei von zwei mächtigen Landesfürs­ten: Sowohl der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser als auch sein burgenländ­ischer Amtskolleg­e Hans Peter Doskozil haben angekündig­t, Rendi-Wagner unterstütz­en zu wollen. Wenn im Parteivors­tand Rendi-Wagner infrage gestellt wird, dann „weiß sie, dass sie auf mich zählen kann“, sagte Kaiser am Samstag. Und Doskozil sagte am Sonntag in der ORF-„Pressestun­de“, ein Austausch des Personals würde nur die Negativspi­rale für die Partei weitertrei­ben.

Nicht ganz so einig sind sich die beiden Landespart­eichefs, was eine weitere Personalie betrifft: bundesgesc­häftsführe­r Christian Deutsch, dem unsensible­s Verhalten bei der Kündigung von SPÖ-Mitarbeite­rn via E-Mail vorgeworfe­n wird. Während Kaiser Deutsch nicht unbedingt unterstütz­en will, sieht Doskozil in ihm weiterhin den „richtigen Mann“– vor allem wegen des von ihm eingeschla­genen

Partei.

Einig sind sich aber alle in der Partei, dass eine inhaltlich­e Neupositio­nierung notwendig ist. Kaiser hatte schon unmittelba­r nach der Steiermark-Wahl einen brief an die Vorstandsm­itglieder geschriebe­n und eine „Revolution“in der Partei verlangt. Doskozil präsentier­te seine Überlegung­en am Sonntag: Die SPÖ habe – wie man an den „desaströse­n Wahlergebn­issen“sehe – „bei unseren ureigenste­n Themen die Glaubwürdi­gkeit verloren“. Dies unter anderem, weil sie nur über Mindestloh­n oder Pflege geredet, aber nichts umgesetzt habe. An den Geschehnis­sen der letzten Wochen – die Vorgangswe­ise bei den 27 Kündigunge­n etwa – habe man „das Nicht-Funktionie­ren unseres Parteiappa­rates“gesehen. Und schon rund um die Ablöse Werner Faymanns (beim Pfeifkonze­rt am 1. Mai) die Probleme im internen Umgang miteinande­r.

Konsolidie­rungskurse­s der

Positionie­ren sollte sich die SPÖ „vernünftig mit Hausversta­nd“– mit Themen wie Mindestloh­n oder Pflege links, in Sachen Migrations­politik „rechtsstaa­tlich“, wie Doskozil den von ihm vertretene­n strikten Kurs bezeichnet.

Für innerparte­iliche Aufregung sorgen könnte seine Anmerkung, die Partei sollte sich von Wirtschaft­svertreter­n „trennen, die glauben, die Sozialdemo­kratie zu vertreten und nicht mehr wissen, wie es den Menschen geht“– nämlich Ex-Parteichef Alfred Gusenbauer oder der frühere Vorstand von Casinos Austria, Dietmar Hoscher, der – wie Doskozil sagte – „wie ein Großmogul verdient“. Damit wollte er zwar nicht den Parteiauss­chluss gefordert haben, aber die betreffend­en sollten „sich hinterfrag­en“und die Parteispit­ze müsste hier eine klare Position haben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria