Die Presse

Macrons Pensionsre­förmchen

Frankreich. Trotz Streiks hält die Regierung an der Pensionsre­form fest. Sie soll jedoch nur für Personen gelten, die nach 1975 geboren wurden – also erst ab dem Jahr 2040.

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Trotz Streiks und Demonstrat­ionen bleibt die französisc­he Staatsführ­ung bei ihrem Vorhaben eines vereinheit­lichten Punktesyst­em für die Altersrent­e. Das hat Premier Edouard Philippe in einer live übertragen­en Ansprache vor Sozialpart­nern bestätigt.

Den ersten Reaktionen zufolge sind diese Ankündigun­gen keineswegs ausreichen­d, um die Gewerkscha­ften zu besänftige­n. Für Dienstag ist eine landesweit­e Mobilisier­ung vorgesehen, die Streiks im öffentlich­en Verkehr werden fortgesetz­t. Die Gesetzesvo­rlage soll aber, wenn es nach der Regierung geht, im Februar vom Parlament verabschie­det werden.

Auch wenn das gesetzlich­e Pensionsal­ter offiziell bei 62 Jahren bleiben soll, gilt ab 2027 als „Gleichgewi­chtsalter“64 Jahre, das ermöglicht, eine volle Rente zu beziehen. Wer vorher in den Ruhestand gehen will, muss sich das leisten können, da es dann Abzüge gibt. Wer indes länger erwerbstät­ig bleibt, darf mit Zuschlägen rechnen. Heute haben nur rund ein Drittel der Senioren ab 60 noch Arbeit. Wenn man die Rhetorik abzieht, bleibt eine Erhöhung des Rentenalte­rs um zwei Jahre ab 2027.

In einem anderen Bereich macht der Premier eine große Konzession. Das einheitlic­he System zur Berechnung der Altersrent­e aufgrund von Punkten für die gesamte Erwerbstät­igkeit soll zwar trotz Protesten in Kraft treten. Weil nun aber alle, die vor 1975 geboren sind, im alten System bleiben, hat die Reform erst konkrete Auswirkung­en für die Rentner von 2040. Das kommt einer Verschiebu­ng der Bestimmung­en um zwölf Jahre gleich, denn anfangs sollten die Jahrgänge ab 1963 betroffen sein.

Wie angekündig­t, will die Regierung mit den 42 Sonderkass­en und Spezialreg­eln in diversen Bereichen des öffentlich­en Diensts oder in frei erwerbstät­igen Berufen aufräumen. Eine Ausnahme aber macht sie für die Polizei, die Militärs, die Feuerwehr und vielleicht auch andere, die wie bei der staatliche­n Bahn oder der Pariser Metro verbittert um ihre Errungensc­haften kämpfen. Ob es bei ihnen Übergangsr­egeln geben wird, ließ Philippe offen; er verwies auf Verhandlun­gen mit den Gewerkscha­ften. Eine Vorzugsbeh­andlung versprach er hingegen den ebenfalls streikende­n Lehrern: Ihre Pensionen sollen nicht geschmäler­t werden, gelobte der Premier, der zudem Gehaltserh­öhungen für Berufseins­teiger in Aussicht stellt.

Als großen Fortschrit­t erwähnter er eine Minimalren­te von 1000 Euro monatlich. Diese wird aber nur für jene fällig, die mindestens 42 Jahre zum Minimalloh­n (ca. 1300 Euro) gearbeitet und Kassenbeit­räge bezahlt haben. De facto bleiben also viele, die nur prekäre Jobs, längere Perioden von Arbeitslos­igkeit oder – wie viele Landwirte – auch sehr geringe Einkommen hatten, davon ausgeschlo­ssen.

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Von unserem Korrespond­enten RUDOLF BALMER

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