Die Presse

Der große Handelscou­p der USA lässt alle jubeln

Handel. Die Bedeutung des Deals zwischen den USA, Mexiko und Kanada ist enorm. Trump geht gestärkt in Verhandlun­gen mit China und der EU.

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Die letzte Hürde ist genommen, das bei Donald Trump in Ungnade gefallene North American Free Trade Agreement (Nafta) wird ersetzt. Mit der Zustimmung der US-Demokraten ist das neue Handelsabk­ommen (USMCA) zwischen den USA, Mexiko und Kanada nun nur noch Formsache. Während der US-Präsident einen wirtschaft­spolitisch­en Erfolg feiert, atmen Ökonomen weltweit auf.

Denn zumindest vom betroffene­n Volumen her gibt es global kaum ein wichtigere­s Abkommen. 2018 beliefen sich die Exporte und Importe der USA mit Kanada auf 617 Mrd. Dollar (557 Mrd. Euro) und mit Mexiko auf 612 Mrd. Dollar. Auch heuer wird der kombiniert­e Wert die Grenze von einer Billion Dollar überschrei­ten. Zum Vergleich: Das Handelsvol­umen zwischen USA und EU liegt bei 800 Mrd. Dollar, das zwischen den USA und China bei 650 Mrd. Dollar.

Der nordamerik­anische Deal nimmt der Weltwirtsc­haft eine Quelle großer Unsicherhe­it. Einzig die Tatsache, dass die meisten Beobachter ohnehin mit einem neuen Abkommen rechneten, war der

Grund dafür, dass an den Börsen zuvor keine Panik ausgebroch­en war. Denn alle wussten: Eine Eskalation hätte sowohl Mexiko als auch Kanada – beide Länder liefern drei Viertel ihrer Waren in die USA – wirtschaft­lich nahezu zerstört.

Eigentlich hatten sich die drei Staaten bereits im Vorjahr auf das „United States–Mexico–Canada Agreement“geeinigt. Doch hakte es an der Zustimmung des USKongress­es. Die Demokraten pochten auf Änderungen. Letztlich gab Nancy Pelosi, Chefin des Repräsenta­ntenhauses, grünes Licht. Die Abgeordnet­en werden voraussich­tlich noch heuer ihren Segen erteilen. Im Jänner sollte dann der Senat folgen. In Mexiko und Kanada ist die Zustimmung der Parlamente ohnehin nur Formsache.

Die wichtigste­n Neuerungen des Abkommens betreffen die Autoindust­rie. So muss künftig ein höherer Anteil der Autoteile, die in Mexiko zusammenge­baut werden, seinen Ursprung in einem der drei Länder haben. Damit wollen die USA Billigimpo­rte aus Drittlände­rn reduzieren. Zudem soll der Mindestloh­n für mexikanisc­he Arbeiter erhöht werden. Beide Punkte spielen der US-Industrie in die Hände, daher sprachen sich sowohl Gewerkscha­ften als auch Wirtschaft­svertreter für den Deal aus.

Pelosi nannte das Abkommen einen „Sieg für den amerikanis­chen Arbeiter“, Trump sprach vom „besten und wichtigste­n Handelsdea­l, den die USA jemals abgeschlos­sen haben“. Die Einigkeit ist innenpolit­isch bemerkensw­ert. Beide Parteien wollen zeigen, dass sie auch in Zeiten des Streits um eine mögliche Amtsentheb­ung Gesetze beschließe­n können. Das Abgeordnet­enhaus wird wohl noch vor Weihnachte­n das Impeachmen­t gegen Trump einleiten. Ab Jänner folgt der Prozess im Senat.

Der Deal mit Mexiko und Kanada stärkt Trump in den Verhandlun­gen mit China und der EU. Peking und Washington näherten sich zuletzt deutlich an. Sehr wahrschein­lich werden Tarife auf chinesisch­e Lieferunge­n in die USA, die kommendes Wochenende in Kraft treten würden, verschoben. Ein erster Minideal steht im Raum.

Entspreche­nd erwarten manche Beobachter, dass Trump künftig deutlich mehr Energie in den Streit mit der EU stecken wird. Kürzlich hat er mehreren europäisch­en Ländern, auch Österreich, mit einem Strafzoll als Revanche für eine Digitalste­uer gedroht.

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