Wie es zu dem Casinos-Deal kam
Glücksspiel. Zwischen Novomatic und der tschechischen Sazka wurde erstaunlich kurz verhandelt. Die eine wollte unbedingt kaufen, die andere unbedingt raus aus dem Fiasko.
Der Tag danach. Nach der großen Überraschung vom Dienstag. Jetzt drängen sich allerlei Fragen auf: Warum verkauft Novomatic seine CasinosAnteile von 17 Prozent an die tschechische Sazka? War es eine Handlung im Affekt? Wollte man der Republik Österreich eins auswischen, indem den Tschechen die Mehrheit überlassen wird? Wie und wann ist der Deal überhaupt zustande gekommen?
Sagen wir so: Es war gewissermaßen eine Handlung im Zorn. Und der hatte sich seit dem 12. August schön langsam aufgebaut. Das war jener Tag, an dem unter anderem bei Novomatic-Eigentümer eine Razzia durchgeführt wurde – wegen der Bestellung von FPÖler zum Finanzvorstand der Casinos, eh schon wissen.
Dass Graf über die Hausdurchsuchung nicht sonderlich erbaut war, darf angenommen werden. Seine damalige Wortspende lässt jedenfalls wenig Interpretationsspielraum zu: „Novomatic macht nur fünf Prozent des Umsatzes in Österreich“, sagte der hemdsärmelige Unternehmer, „wir zahlen aber 100 Prozent unserer Steuern und haben 80 Prozent der Scheiße hier.“Johann Graf war also, sagen wir es ein wenig vornehmer, ziemlich sauer. Da war halt wirklich viel zusammengekommen: Erst einen Monat davor hatte die tschechische Sazka gegen Novomatic Klage vor einem Schiedsgericht eingebracht, weil Novomatic nicht zugelassen hatte, dass alle Vertreter Österreichs aus dem Casinos-Aufsichtsrat hinausbugsiert werden. Für den Macher Graf war das einfach ungehörig: Novomatic hatte quasi für die Republik den Schädel hingehalten. Und als Dankeschön gab es eine Razzia.
Gut möglich, dass in ihm da schon der Gedanke reifte, alles hinzuschmeißen. Der 2. Dezember gab ihm freilich den Rest: Da beschloss der Casinos-Aufsichtsrat, Peter Sidlo in die Wüste zu schicken. Jenen Mann also, auf den das eigentliche Drama zurückzuführen war – der aber immer noch Novomatic-Vertrauensmann im Vorstand war. Und nachbesetzt werden soll der Posten auch nicht.
Für Graf gab es damit zwei Szenarien: Entweder Novomatic findet sich damit ab, dass der 17-Prozent-Anteil bloß ein Finanzinvestment ist – man hat also im Unternehmen kaum mehr mitzureden. Oder es ist Schluss mit lustig. Es wurde Variante zwei.
Wer auch nur eine ungefähre Ahnung davon hat, wie der erfolgsverwöhnte Johann Graf tickt, weiß: An die Sazka, mit der man mehr als über Kreuz war, heranzutreten war eine ordentliche Überwindung. Das hat aber dann eh nicht Graf gemacht, sondern Novomatic-Chef Mit dem Wissen, dass die Tschechen ganz gierig darauf sind, ihre Anteile aufzustocken. Und wohl auch mit der Genugtuung, dass die Republik Österreich, die 33 Prozent an der Casinos hält, darüber alles andere als glücklich sein würde. So viel zur Motivation.
Und so starteten die diskreten Verhandlungen, oft im NovomaticForum am Wiener Naschmarkt. Immer wieder traf Neumann mit
zusammen, der ist Chief Investment Officer bei Sazka. Anwälte waren natürlich auch immer dabei.
Und dann ging alles eigentlich recht schnell: Rasch war man sich über die Details des Deals einig, der Kaufpreis für die 17 Prozent soll bei über 100 Millionen Euro liegen. Und eigentlich hätte die Transaktion bereits Ende vergangener Woche stattfinden sollen. Wären da nicht immer wieder diverse Details, die noch zu klären waren, aufgetaucht. Eines, das nicht unbeträchtlich ist: Novomatic pochte darauf, dass die Tschechen die Klage vor dem Schiedsgericht zurückziehen.
Das kann mittlerweile als „erledigt“abgehakt werden. Am Montagnachmittag sollte also alles perfekt sein, dann zog sich die Sache abermals. In der Nacht auf Dienstag schließlich wurde die Grundsatzeinigung erzielt.
Ganz diskret. Casinos-Chefin
erfuhr davon erst Dienstagmorgen. Ebenso die Staatsholding Öbag. Und somit war es ein Deal ganz nach dem Geschmack des Johann Graf.