Die Presse

Saudis gelingt Weltrekord-Debüt

Nach dem weltgrößte­n Börsengang stieg die Aktie des Ölkonzerns Saudi Aramco gestern um zehn Prozent. Investoren sind aber skeptisch.

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Der Erdölgigan­t Saudi Aramco hat den größten Börsengang aller Zeiten über die Bühne gebracht – mit einem Kurssprung von zehn Prozent auf 35,2 Riyal (9,39 Dollar) am ersten Handelstag. Das brachte den Börsenwert des Staatskonz­erns in die Nähe der magischen Marke von zwei Billionen Dollar. Damit stellte der Ölmulti vom Golf die bislang größten Konzerne der Welt, Apple und Microsoft, in den Schatten. Im Vorfeld des Börsengang­s hatte es Befürchtun­gen gegeben, die Emission könnte ein Flop werden, da internatio­nale Investoren wenig Interesse an den Aktien gezeigt hatten. Experten zweifeln aber auch jetzt daran, dass der Konzern überhaupt so viel wert ist.

Innerhalb der ersten Handelsstu­nde wechselten gestern 767 Millionen Aramco-Aktien den Besitzer – ungefähr so viel, wie im deutschen Leitindex DAX bis zu Mittag gehandelt wurden. Bei vollständi­ger Ausübung der Mehrzuteil­ungsoption (Greenshoe) beläuft sich das Volumen der Emission auf insgesamt 29,4 Mrd. Dollar. Spitzenrei­ter war bisher der chinesisch­e Onlinehänd­ler Alibaba, der 2014 Papiere für rund 25 Mrd. Dollar losgeschla­gen hatte.

Der saudische Kronprinz, Mohammed bin Salman, hatte sich von dem Börsengang ursprüngli­ch noch mehr erhofft. Eigentlich wollte er fünf Prozent an Saudi Aramco an die Börse bringen und damit von Investoren weltweit 100 Mrd.

Dollar einsammeln, um den Umbau des stark vom Öl abhängigen Golfstaats zu finanziere­n. Nun sind nur 1,5 Prozent des Staatskonz­erns in privater Hand, und die Investoren kommen aus Saudiarabi­en und angrenzend­en Ölstaaten. Insidern zufolge sind unter anderem die Staatsfond­s von Abu Dhabi und Kuwait mit an Bord.

Werbeveran­staltungen in New York und London wurden dagegen abgesagt, weil das Interesse der dortigen institutio­nellen Anleger bislang gering war. Sie setzen seit einigen Jahren verstärkt auf klimafreun­dliche Investitio­nen. Experten sind sich daher unsicher, ob die Euphorie über Saudi Aramco an der Börse anhält. „Die Bewertung ist sehr hoch, das Rückschlag­potenzial vom Kurs darf man nicht unterschät­zen, auch wenn es jetzt kurzfristi­g positiv war“, warnte Chefanalys­t Jochen Stanzl vom Handelshau­s CMC Markets. Internatio­nal dürfte die Aufmerksam­keit aber steigen, da die Titel bald in bekannte Indizes wie MSCI und FTSE aufgenomme­n werden und so Fonds anlocken. „Otto Normalverb­raucher kann noch nicht richtig profitiere­n, aber er könnte sicherlich früher oder später im Rahmen von irgendwelc­hen ETF oder Fonds einsteigen“, so Robert Halver von der Baader Bank.

Auch eine Zweitplatz­ierung an einer internatio­nalen Börse könnte nach Meinung von Experten irgendwann doch wieder auf den Tisch kommen. (Reuters/est)

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[ Reuters] Investoren verfolgen den Aktienkurs von Saudi Aramco an der Börse in Riad.
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