Der „Backfisch“hinter dem Bild
schichte“. Die Schülerin verglich die Maße mit einem anderen Gemälde Klimts, das als verschollen galt, dem „Backfisch“. Klimt hatte das laut Natter 1910 entstandene Mädchenbild mit nackten Schultern, ausladendem Hut und Schal noch zu Lebzeiten ausgestellt, es war sogar publiziert worden, daher wusste man von Existenz und Aussehen. Nur aufzufinden war es nirgends.
Wie weiterführende Röntgenuntersuchungen die Ahnung der Schülerin belegten, befindet sich der „Backfisch“unter dem „Bildnis einer Frau“. Dieser Entdeckung von 1997 folgte fast auf dem Fuß die Entführung. „Das ist mit diesem Werk tatsächlich ein Verschwinden und Finden, ein Kommen und Gehen“, so Natter. „Es ist für mich jedenfalls ein hochinteressanter Belege dafür, dass Klimt bereits als vollendet angesehene Arbeiten permanent und manchmal auch grundlegend überarbeitete. Ein Vorgang, der noch viel zu wenig untersucht wurde. Es gab aber kaum einen Maler, der an der Staffelei zögerlicher war als Klimt“, so der Kunsthistoriker, dessen Werkverzeichnis von Klimts Gemälden 2012 im Taschen Verlag erschien. Im Fall des „Backfisches“ließ Klimt Hut und Schale verschwinden, legte der jungen Frau dafür einen geblümten Schal um die nackten Schultern.
Wer diese ist, kann aber auch Natter nicht sagen. Klimts damalige „offizielle“Lebensgefährtin (bis zu seinem Tod 1918) war Consuela Huber, die ihm 1912 ein erstes von letztlich drei Kindern schenkte. Backfisch würde auf sie zutreffen – als sie vom fast 35 Jahre älteren Maler erstmals schwanger wurde, war sie 15. Das auffällige Schönheitsmal, das auf der Wange beider Mädchen zu sehen ist, kann man zumindest auf von ihr erhaltenen Fotos nicht entdecken. (APA/sp)