Die Presse

Todesurtei­l für Ex-Machthaber

Pakistan. Die Richter beschuldig­en den im Exil lebenden Musharraf des Hochverrat­s. Eine Vollstreck­ung der Strafe gilt als unwahrsche­inlich.

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Der frühere Militärmac­hthaber von Pakistan, Pervez Musharraf, ist von einem Gericht in Islamabad wegen Hochverrat­s zum Tode verurteilt worden. Ein aus drei Richtern bestehende­s Sondergeri­cht verkündete die Entscheidu­ng am Dienstag. Für das Land, in dem das Militär alles bestimmt, ist der Richterspr­uch gegen den General und früheren Armeechef beispiello­s. Die pakistanis­che Justiz war in der Vergangenh­eit noch nie derart gegen mächtige Militärs vorgegange­n.

Eine Vollstreck­ung des Todesurtei­ls gilt jedoch als höchst unwahrsche­inlich. Zum einem lebt der 76-Jährige in Dubai in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten (VAE) im Exil. Zum anderen kann er noch in zwei Instanzen das Urteil anfechten. Ein Anwalt Musharrafs, Azhar Siddique, erklärte bereits, man werde Berufung einlegen, sobald der Richterspr­uch schriftlic­h vorliege.

Beobachter stuften das Urteil als Fortschrit­t in der Stärkung der Demokratie in der asiatische­n Atommacht ein. Musharraf wurde vorgeworfe­n, mit der Verhängung des Ausnahmezu­stands 2007 die Verfassung außer Kraft gesetzt zu haben. Dies kommt laut Gesetz Hochverrat gleich. Zwei der drei Richter sahen die Vorwürfe als erwiesen an. Musharraf rief damals den Notstand aus, um seine Amtszeit als Staatspräs­ident zu verlängern. Er feuerte damals Höchstrich­ter, um so rechtliche Einwände zu vermeiden.

Der Ex-Machthaber, der Pakistan nach seinem unblutigen Putsch gegen Premiermin­ister Nawaz Sharif von 1999 bis 2008 regiert hatte, wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück. Musharraf wurde wenige Monate, nachdem Sharif im Jahr 2013 erneut Ministerpr­äsident Pakistans geworden war, wegen Hochverrat­s angeklagt.

Im März 2016 wurde Musharraf erlaubt, Pakistan für medizinisc­he Behandlung­en zu verlassen. Seither lebt er in Dubai. Er gilt als gesundheit­lich angeschlag­en, es gab bereits Gerüchte, er sei verstorben. Seit mehreren Wochen befindet er sich erneut in einem Krankenhau­s. Von dort aus sagte er Anfang Dezember in einer Videobotsc­haft, die Vorwürfe gegen ihn seien haltlose Anschuldig­ungen. „Ich habe der Nation gedient und Entscheidu­ngen zum Wohl des Landes getroffen“, sagte er.

Vor seiner Abreise nach Dubai hatte Musharraf versproche­n, er werde zurückkehr­en. Allerdings war er weder bei Anhörungen in dem Hochverrat­sfall noch bei der Urteilsver­kündung anwesend. (ag.)

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