Die Presse

Höhere Mineralöls­teuer beendet Tanktouris­mus

Studie. Das – wahrschein­lich kommende – Ende des Dieselpriv­ilegs bei der MöSt würde den Tanktouris­mus fast vollständi­g zum Erliegen bringen. Für Österreich­s Klimabilan­z wäre das gut, Fiskus und Autofahrer würden aber verlieren.

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Damit Österreich seine bis 2030 geplanten Klimaziele erreicht, müssen die „klimaschäd­lichen Subvention­en“reduziert werden. Das machte das Umweltmini­sterium anlässlich der Verabschie­dung des Nationalen Energieund Klimaplans klar (siehe Artikel oben). Die größte dieser Subvention­en ist das sogenannte Dieselpriv­ileg. Denn obwohl der Brennwert – und somit der CO2-Ausstoß – bei Diesel höher als bei Benzin ist, beläuft sich bei Ersterem die Mineralöls­teuer nur auf 39,7 Cent je Liter. Für Benzin werden hingegen 48,2 Cent fällig.

Der ÖAMTC wollte nun genau wissen, was eine Anhebung der MöSt um ebendiese 8,5 Cent Differenz für Tanktouris­mus, Steueraufk­ommen und CO2-Emissionen des heimischen Verkehrs bedeutet und hat beim Wirtschaft­sforschung­sinstitut Economica eine Studie in Auftrag gegeben, die der

„Presse“vorliegt. Die erste Erkenntnis aus dieser Studie ist, dass die heimischen Treibstoff­preise in der Realität bereits deutlich näher an jenen des umliegende­n Auslandes sind, als vielfach angenommen wird – vor allem wenn es um den berufliche­n Lkw-Verkehr geht (siehe Grafik). „Der Grund ist, dass Italien, Ungarn und Slowenien ein Steuerrück­vergütungs­system für ihre Frächter haben. Die Differenz ist daher wesentlich geringer, als die Preise an den Zapfsäulen glauben lassen“, sagt Economica-Leiter Christian Helmenstei­n.

Bei einer Erhöhung der MöSt um 8,5 Cent würde demnach nur mehr die Schweiz über dem Niveau Österreich­s liegen – sofern die Nachbarsta­aten nicht auch anheben. Für private Autobesitz­er wäre das auch noch in Italien so. Und das hätte massive Auswirkung­en auf den Tanktouris­mus: Er würde beinahe vollständi­g zurückgehe­n. So haben die Ökonomen aufgrund früherer Preisverän­derungen und der Reaktionen der Autofahrer darauf eine Zukunftspr­ognose errechnet. Die Annahme dafür war die Anhebung der MöSt per 2020 sowie eine Indexierun­g der Steuer mit der Inflation in den Folgejahre­n, wie es vom Umweltbund­esamt vorgeschla­gen wurde.

Laut der Prognose würde der Tanktouris­mus um 93,7 Prozent zurückgehe­n und der heimische Verbrauch von etwas mehr als zehn auf 8,4 Mrd. Liter sinken. Dadurch würden auch die CO2-Emissionen, die Österreich zugerechne­t werden, massiv zurückgehe­n. Und zwar um 4,8 Mio. Tonnen auf unter 20 Mio. Tonnen. Bereits mehr als die Hälfte des Ziels im Verkehrsbe­reich von einer Senkung um 7,2 Mio. Tonnen bis 2030 wäre somit erreicht.

Dafür gäbe es aber auch einen Rückgang beim MöSt-Aufkommen. Dieser wäre aufgrund des höheren Steuersatz­es zwar nicht ganz so hoch, würde 2020 aber knapp 300 Mio. Euro betragen (siehe Grafik). Allerdings müssten die heimischen Autofahrer und Frächter wesentlich tiefer in die Tasche greifen. Ihre Ausgaben für die MöSt würden um rund 500 Mio. Euro im Jahr steigen.

Beim ÖAMTC ist man dennoch für eine Abschaffun­g des Dieselpriv­ilegs – auch um endlich klare Zahlen über die CO2-Emissionen des heimischen Autoverkeh­rs zu haben. „Wir glauben, dass diese Maßnahme einfach notwendig ist“, sagt Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessen­vertretung. Allerdings solle es im Gegenzug auch eine Entlastung der Autofahrer geben. Und zwar bei den Besitzsteu­ern wie der motorbezog­enen Versicheru­ngssteuer. Das wäre auch laut Helmenstei­n sinnvoll: „Aus volkswirts­chaftliche­r Sicht wäre eine Senkung der Besitzsteu­ern am besten, weil sich dadurch der Fahrzeugbe­stand schneller erneuert.“

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