Die Presse

FCA, PSA bringen Fusion auf Schiene

Am Dienstag berieten die Autobauer FCA und PSA über letzte Details der 50-Milliarden-Dollar-Fusion. Sie könnte schon am heutigen Mittwoch finalisier­t werden.

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Autonomes Fahren, Elektromob­ilität, strenge Abgasvorsc­hriften – auf die Autoindust­rie kommen große und vor allem sehr teure Herausford­erungen zu. Um Kosten zu sparen, arbeiten sogar einstige Erzrivalen wie BMW und Daimler (Mercedes) zusammen. Andere suchen schon lange Zeit einen Partner, wie FCA (unter anderem Fiat, Chrysler, Jeep), die sich in der Vergangenh­eit mehrmals fusionswil­lig zeigten. Zuletzt plante man einen Zusammensc­hluss mit Renault, doch diese Fusion scheiterte.

Nun will FCA mit PSA (unter anderem Peugeot, Opel, Citroen)¨ zusammenge­hen – und diesmal sieht es besser aus. Gestern, Dienstag, berieten die Aufsichtsr­äte der beiden Unternehme­n separat über das Vorhaben. Schon heute, Mittwoch, könnten die Fusionsplä­ne finalisier­t und ein entspreche­ndes Memorandum unterschri­eben werden. Schon zu Beginn der Gespräche strebten die Autobauer an, noch vor Weihnachte­n zu einem Abschluss zu kommen.

Der Zusammensc­hluss ist 50 Milliarden Dollar schwer und macht das gemeinsame Unternehme­n mit 8,7 Millionen verkauften Fahrzeugen pro Jahr mit einem Schlag zum drittgrößt­en Autokonzer­n der Welt (nach VW und Toyota, bzw. zum viertgrößt­en, wenn man die Allianz Renault, Nissan und Mitsubishi als ein Unternehme­n zählt).

Diesmal unterstütz­t auch der französisc­he Staat die Fusionsplä­ne, der etwa zwölf Prozent der Anteile an PSA hält und auch im Aufsichtsr­at vertreten ist. Die Verhandlun­gen zwischen FCA und Renault waren noch an Bedenken des Staates gescheiter­t. Auch an Renault hält Frankreich seit der Wirtschaft­skrise Anteile.

PSA-Chef Carlos Tavares soll CEO des gemeinsame­n Unternehme­ns werden. John Elkann, Mitglied der Familie Agnelli, die über ihre Investment­firma Exor die Mehrheit an FCA hält, soll Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ats werden.

Tavares gilt als harter Sanierer und gnadenlose­r Kostensenk­er. In nur zwei Jahren schaffte der 61-jährige Portugiese, woran GM jahrelange gescheiter­t war: er führte Opel, das PSA 2017 übernommen hatte, in die Gewinnzone.

Zu Beginn der Fusionsges­präche zwischen FCA und PSA gab es zwar Zusicherun­gen, dass keine Fabrik geschlosse­n wird. Der Zusammensc­hluss würde aber ein Unternehme­n mit 400.000 Mitarbeite­rn und hunderten Fabriken überall auf der Welt schaffen – und damit auch Einsparung­spotenzial. Etliche Fahrzeuge von FCA und PSA sind sich so ähnlich, dass sie durchaus auf der gleichen Plattform gebaut werden könnten. Ganz so, wie man das bei PSA nach der Übernahme von Opel tat. Der neue Opel Corsa beispielsw­eise steht auf der Platform des Peugeot 208.

Stockend verlaufen derzeit die Verhandlun­gen bei zwei anderen Spielern in der Autoindust­rie. Daimler will Insidern zufolge die Mehrheit an seinem Gemeinscha­ftsunterne­hmen mit dem chinesisch­en Autobauer BAIC übernehmen, stößt damit aber in China auf Widerstand. Der deutsche Autokonzer­n strebe an, seinen Anteil an dem Joint Venture Beijing Benz Automotive auf 75 Prozent von bisher 49 Prozent zu erhöhen.

Erste Gespräche darüber, die 2018 geführt wurden, verloren an Fahrt, weil chinesisch­e Behörden solche Pläne nicht unterstütz­ten. Auch diesmal könnte Daimler mit seinem Ansinnen scheitern, warnten die Insider, weil einige Stimmen innerhalb BAICs die Kontrolle über das profitable Unternehme­n nicht aufgeben wollten. Daimler lehnte gestern einen Kommentar ab. (red./ag.)

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[ reuters] PSA-Chef Carlos Tavares soll auch dem fusioniert­en Konzern vorstehen.
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