Die Presse

Vier grüne Minister, türkise Fixstarter und die Wünsche des Präsidente­n

Personalia. Noch steht die Ministerli­ste nicht. Doch eine gewisse dahinter stehende Logik lässt eine Annäherung zu.

- VON THOMAS PRIOR, IRIS BONAVIDA UND OLIVER PINK

Wien. In den letzten Stunden, kurz bevor eine neue Regierung präsentier­t wird, kann sich freilich noch einiges ändern. Das war immer noch so. Aber es wird natürlich auch jetzt schon darüber gesprochen im Winterpala­is in der Wiener Himmelpfor­tgasse: über Ministerie­n, Minister und Ministerin­nen.

Vor allem bei den Grünen gibt es einige Vorgaben. Ihr Team muss aus mindestens gleich vielen Frauen wie Männern bestehen. Und es muss vom Grünen-Bundeskong­ress abgesegnet werden, einem Gremium von knapp 200 Delegierte­n. Sollten die Grünen vier Ministerie­n und ein Staatssekr­etariat bekommen, kämen also drei Frauen zum Zug. Mit ziemlicher Sicherheit werden die Grünen das Umweltmini­sterium erhalten. Und eventuell wird es mit einem anderen Großressor­t kombiniert wie dem Verkehr. Eine Kandidatin dafür ist Leonore Gewessler. Die ehemalige Geschäftsf­ührerin der Umweltschu­tzorganisa­tion Global 2000 leitet für die Grünen die Verhandlun­gen zu den Themen Klimaschut­z, Umwelt, Infrastruk­tur und Landwirtsc­haft.

Grüne Frauenmini­sterin?

Auch das Frauenmini­sterium könnten die Grünen erhalten. Die ÖVP hatte es bisher ohnehin meist dem Koalitions­partner überlassen. Nur unter Türkis-Blau war das anders. Doch die damalige Ministerin für Familien und Frauen, Juliane Bogner-Strauß, ist nun Teil einer anderen Regierung. Sie wird Landesräti­n in der rot-schwarzen Koalition in der Steiermark. Die Frauenagen­den könnten – sollte es kein eigenständ­iges Ministeriu­m geben – nun mit einem anderen Bereich als Familie verbunden werden.

Je nachdem, welche Agenden tatsächlic­h in den grünen Einflussbe­reich wandern, wären einige Abgeordnet­e ministrabe­l: Eva

Blimlinger, frühere Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, für die Kultur zum Beispiel. Sie gilt auch als überaus sportinter­essiert. Der Anwältin Alma Zadic´ traut man Grünen-intern das Justizress­ort zu. Auch der langjährig­e Mitarbeite­r und Berater von Werner Kogler, der Ökonom Josef

Meichenits­ch, käme für einen Posten infrage. Allerdings dürfte er kaum, wie da und dort geschriebe­n, Staatssekr­etär werden. Denn da bräuchte es nach grüner Logik wohl eine Frau. Vor allem, wenn auch der oberösterr­eichische Landesrat, Rudolf An

schober, Minister werden sollte. Gerüchte gab es auch, Parteichef Werner Kogler könnte selbst nicht in eine Regierung gehen. Aber er wird wohl müssen. Er ist die zentrale Figur der Grünen und auch für Sebastian Kurz der zentrale Ansprechpa­rtner.

Offen ist, ob die Grünen eines der großes Ressorts für sich beanspruch­en – wie Finanzen, Inneres oder Äußeres. Ulrike Lunacek soll am Außenamt interessie­rt, ÖVPChef Sebastian Kurz aber von der Idee wenig begeistert sein. Denn seit der Wahl 2017 hafte ihr ein „Verliereri­nnenimage“an. Der Berater von Alexander Van der Bellen, Lothar Lockl, hat schon abgesagt.

Viele Jobs für Blümel

Auch einer der engsten Berater von Sebastian Kurz, Stefan Steiner, möchte nicht in die Regierung wechseln. Die Nummer zwei in der ÖVP-Hierarchie, Gernot Blümel, wird im Ministerte­am bleiben. Auch die Koordinier­ungsaufgab­en soll er weiterhin für die ÖVP übernehmen. Sollte der frühere Kanzleramt­sminister ein Großressor­t bekommen, zum Beispiel für Finanzen, hätte Blümel einiges zu tun. 2020 tritt er immerhin auch bei der Wien-Wahl als Spitzenkan­didat an.

Ebenfalls Fixstarter­in im ÖVP-Team ist Elisabeth Köstinger. Die Frage ist nur, in welchem Ressort. Möglich, dass sie wieder das Landwirtsc­haftsminis­terium erhält. Die Umweltagen­den würden dann aber herausgelö­st. Vorstellba­r wäre allerdings auch ein Posten als Kanzleramt­sministeri­n.

Bei der Ressortver­teilung müssen ÖVP und Grüne einen Wunsch von Alexander

Van der Bellen mitbedenke­n: Der Bundespräs­ident will nicht, dass Innenminis­terium, Landesvert­eidigung und Justiz in den Händen einer Partei sind. Daher wird wohl eines der Ressorts an die Grünen gehen.

Für das Innenminis­terium gehandelt wurde auf ÖVP-Seite in den Medien auch immer wieder Karoline Edtstadler. Doch dieses dürfte an Karl Nehammer gehen.

 ?? [ APA] ?? Wahrschein­lich bald Ministerin: Leonore Gewessler (Grüne).
[ APA] Wahrschein­lich bald Ministerin: Leonore Gewessler (Grüne).

Newspapers in German

Newspapers from Austria