Die Presse

Geschickli­chkeitsspi­el mit Glücksfakt­or

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len, erscheint mir angesichts der Dimension wissenscha­ftlicher Erkenntnis­se und Prognosen wie ein naiver Bubentraum, eine pubertäre Allmachtsf­antasie.

„Pokerkönig Zanoni: ,Ich mache weiter‘“, 19. 12.

Mit dem Glücksspie­lmonopol haben die Casinos einen Hebel gefunden, um Poker in Österreich zu ruinieren. Wer sich ein bisschen auskennt, wird Poker nie zu den Glücksspie­len zählen, weil die eigenen Handlungen (Bluffs, Höhe der Einsätze, Risikobere­itschaft etc.) entscheide­nd für den Spielausga­ng sind. Ein Glücksspie­l wäre es, wenn jeder Spieler die Karten öffnen müsste, und die beste Hand gewinnt. Eine Definition ist schwierig, aber Geschickli­chkeitsspi­el mit Glücksfakt­or trifft es wohl am besten. Meiner Erfahrung nach sind die Casinos Austria nicht am Poker interessie­rt. Zu personalin­tensiv, und außerdem spielen die Teilnehmer gegeneinan­der, nicht gegen die Bank. Logischerw­eise bleibt da weniger übrig, als wenn Automaten mit Geld gefüttert werden. Entspreche­nd stiefmütte­rlich wird es vom Monopolist­en behandelt, mit Bregenz und Salzburg als Ausnahmen, weil dort viele Spieler aus dem Ausland über die Grenze kommen.

Poker ist Kommunikat­ion, cerebrale Herausford­erung, Lebensschu­le. Anstatt mit einem ordentlich­en Angebot vom Boom zu profitiere­n, wird mit einer „Lex Casinos Austria“die Konkurrenz ausgeschal­tet. die Erhaltung bestehende­r Gedenkeinr­ichtungen auf dem Land. An das Land Steiermark gerichtete Ansuchen um Unterstütz­ung werden abgelehnt und „in den Kreis“geschickt. Auch wenn es nur um den einen Tausender für die Instandset­zung einer Texttafel im Gedenken an die Opfer des Todesmarsc­hs ungarische­r jüdischer Zwangsarbe­iter durch die Oststeierm­ark geht.

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