Die Presse

Nord Stream 2 wird fortgesetz­t

Energie. Trotz der US-Sanktionen gegen die Ostseepipe­line wollen Russland und das Nord-Stream-2-Konsortium das Projekt fertigstel­len.

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Die USA haben der EU kurz vor Weihnachte­n ein wirtschaft­spolitisch­es Geschenk gemacht, über das sich niemand freuen kann. US-Präsident Donald Trump hat Ende vergangene­r Woche Sanktionen gegen die am Bau der Ostseepipe­line Nord Stream 2 beteiligte­n Firmen erlassen – „zum Schutz von Europas Energiesic­herheit“. Und das, obwohl das Projekt bereits seit Jahren gebaut wird und zu knapp 90 Prozent fertiggest­ellt ist. Während Deutschlan­d die Sanktionen als „schweren Eingriff in Angelegenh­eiten Deutschlan­ds und Europas“kritisiert, teilt Russland mit: Kein Grund zur Sorge, Nord Stream 2 kommt trotzdem.

„Russland hat seine Wirtschaft­sprojekte umgesetzt und wird sie weiter umsetzen, unabhängig von irgendeine­r Sanktion“, teilte das russische Außenminis­terium am Samstag mit. Die USA würden ihren Verbündete­n in Europa verwehren, eine Gasversorg­ung zu akzeptable­n Preisen sicherzust­ellen. Denn auch die USA verfolgen geschäftli­che Interessen: Sie wollen mehr Flüssiggas (LNG) nach Europa verkaufen – das derzeit deutlich teurer ist als Pipelinega­s aus Russland.

Auch das Nord-Stream-2-Konsortium lässt sich nicht von den US-Sanktionen abschrecke­n: „Das Projekt fertigzust­ellen ist unerlässli­ch für die europäisch­e Versorgung­ssicherhei­t. Zusammen mit den beteiligte­n Firmen werden wir daran arbeiten, die Pipeline so schnell wie möglich fertig zu bauen“, teilte das Konsortium mit. Es besteht aus dem russischen Gaskonzern Gazprom und fünf europäisch­en Energieunt­ernehmen: OMV, Wintershal­l Dea, Uniper, Royal Dutch Shell und Engie.

Gleichzeit­ig bestätigte das Konsortium, dass das schweizeri­sch-niederländ­ische Unternehme­n Allseas seine Arbeit an der Ostseepipe­line ausgesetzt habe. Die für die Verlegung von Rohren zuständige Firma verwies zur Begründung auf das von den USA erlassene Gesetz. Allseas hätte nur noch eine der letzten Strecken der Pipeline in dänischen Gewässern verlegen sollen.

Nord Stream 2 ist die zweite Ostseepipe­line zwischen Russland und Deutschlan­d. Die Trump-Regierung lehnt wie vor ihr die Regierung von Barack Obama das Projekt ab. Sie begründet dies mit der Furcht, dass sich die Europäer von russischen Lieferunge­n abhängig machen würden. Vor allem Polen und die baltischen Staaten haben in der EU gegen die Ostseepipe­line Stimmung gemacht, weil sie als

Transitlän­der übergangen werden. Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat angekündig­t, eine harte Haltung im Streit einnehmen zu wollen, Gegensankt­ionen jedoch abgelehnt. Deutschlan­ds Finanzmini­ster sprach von einer „falschen“und „politisch unklugen“Entscheidu­ng.

Vor allem deswegen, weil Russland und die Ukraine quasi zeitgleich einen Streit um die Gaslieferu­ngen durch die Ukraine beigelegt haben. Unter der Vermittlun­g der EU haben sich die beiden Länder für die kommenden fünf Jahre auf einen Gastransit­vertrag geeinigt. Die staatliche Gazprom wird bis Jahresende rund 2,61 Milliarden Euro an den ukrainisch­en Versorger Naftogaz überweisen. Damit sollen Forderunge­n aus jahrelange­n Rechtsstre­itigkeiten beigelegt werden. Die Transitmen­gen fallen jedoch künftig geringer aus als bisher. (koka/Reuters)

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[ AFP ] Die Ostseepipe­line Nord Stream 2 führt zu vorweihnac­htlichen Verstimmun­gen.

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