Auf halbem Weg zum Fußballthron
Deutschland. RB Leipzig überwintert als Nummer eins, das ist der vorläufige Höhepunkt der erst zehnjährigen Klubgeschichte. Stürmer Timo Werner prophezeit: „Wir können noch viel mehr.“
Hansi Flick bleibt „mindestens“bis Saisonende Trainer bei Bayern München. Die Weiterbeschäftigung hatte sich schon vor einem abschließenden Gespräch von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Sportdirektor Hasan Salihamidziˇc´ und Flick nach dem 2:0 gegen Wolfsburg abgezeichnet. „Ein Verbleib von Hansi Flick als Cheftrainer über die Saison hinaus ist für den FC Bayern ausdrücklich eine gut vorstellbare Option“, hieß es zudem in der Vereinsmitteilung.
Auch die Spieler votierten zuletzt klar für eine Fortsetzung der Arbeit mit Flick. „Wir haben nach dem Frankfurt-Spiel eine klar positive Tendenz gesehen in unserem Spiel, im Auftreten, in der Philosophie, wie wir spielen wollen“, erklärte Kapitän und Tormann Manuel Neuer. „Man sieht, dass wir sehr gern mit ihm arbeiten“, ergänzte ÖFB-Star David Alaba.
Fakt ist allerdings auch, dass der Trainermarkt im Winter keine klangvolle Alternative parat hält. „Was wir brauchen, ist ein Trainer, der für Ballbesitzfußball auf dem Niveau eines van Gaal, Heynckes oder Pep Guardiola steht. Das ist die Philosophie von Bayern München“, hatte Rummenigge kürzlich getönt. Im Sommer erwartet Flick also womöglich harte Konkurrenz.
Der ehemalige Bayern-Profi Flick war als Assistent von Niko Kovacˇ zu Saisonbeginn nach München gekommen und hatte diesen Anfang November beerbt. In zehn Spielen unter seiner Leitung erzielten die Bayern acht Siege und zwei Niederlagen. Flick bedankte sich seinerseits für das Vertrauen der Vereinsführung. „Mir macht die Arbeit mit der Mannschaft und dem Trainerteam sehr viel Spaß“, sagt der 54-Jährige.
Ein echter Coup gelang Bayern auf dem Transfermarkt: Torwartsupertalent Alexander Nübel wird Berichten der „Bild“und „Süddeutschen Zeitung“zufolge im Sommer von Schalke nach München wechseln. Der 23-Jährige erhält demnach einen Fünfjahresvertrag und soll mittelfristig als Nachfolger des 33-jährigen Neuer aufgebaut werden. (red)
Im perfekt sitzenden Anzug und mit einem breiten Grinsen erschien Julian Nagelsmann am Samstagabend bei der Weihnachtsfeier von RB Leipzig. Im Kulturzentrum „Kunstkraftwerk“genoss er mit seinen Spielern eine überragende Hinrunde, die RB mit einem 3:1 (0:1) gegen den FC Augsburg und der Herbstmeisterschaft gekrönt hatte. Der ehrgeizige Trainer schickte auch gleich ein paar warnende Worte an die Konkurrenz: „Wir werden unsere Gier ganz sicher beibehalten.“
Mit dem inoffiziellen Halbzeittitel hat Leipzig zwar einen weiteren Meilenstein in der erst zehn Jahre alten Klubgeschichte gesetzt, ist aber noch lange nicht am Ziel. „Wir haben jetzt eine tolle Ausgangsposition und wollen das im nächsten Jahr vergolden“, sagte Konrad Laimer und machte klar, dass von nun an nur die Meisterschaft zählt.
Gegen Augsburg hatte der ÖFB-Teamspieler für den erlösenden Ausgleich nach 68 Minuten gesorgt. Leipzig hatte das Spiel zwar dominiert, war aber dem frühen Rückstand durch Florian Niederlechner (8.) hinterhergerannt.
Nach Laimers Tor sorgten Patrik Schick (80.) und Yussuf Poulsen (89.) für den Endstand. „Wir haben volle Bundesligapower vor die Nase bekommen“, gestand FCATrainer Martin Schmidt ein und schwärmte von RB: „Zu dem Tempo und der Power kommt jetzt noch ein sehr, sehr feiner Fußball.“
Gegen die direkten Verfolger Mönchengladbach (3:0), Bayern (1:1) und Dortmund (3:3) hat Leipzig nicht verloren, ist zudem in der Champions League und im DFBPokal noch dabei. „Wir können sehr zufrieden sein. Nicht nur mit den Ergebnissen, sondern auch mit der Art und Weise. Gerade in den letzten fünf, sechs Wochen haben wir es überragend gemacht“, befand Sportdirektor Markus Krösche.
Angeführt wurde die Leipziger Offensivwucht – RB traf in den vergangenen acht Ligaspielen immer mindestens dreimal und stellte einen Rekord auf – von Timo Werner. Der deutsche Nationalspieler war gegen Augsburg zwar nicht selbst erfolgreich, bereitete aber ein Tor vor. Und steht nach der Hinrunde mit 18 Treffern so gut wie noch nie in seiner Karriere da. Da scheint es nur natürlich, dass der 23-Jährige nicht mit selbstbewussten Ansagen an die Verfolger spart. „Viele Mannschaften wissen noch gar nicht, was in uns steckt. Wir können noch viel mehr“, sagte Werner beim TV-Sender Sky. Das soll die Liga in der Rückrunde zu spüren bekommen.
Und die Österreicher? Laimer zählt zu den absoluten Gewinnern der Hinrunde, Marcel Sabitzer ist mit zehn Scorerpunkten hinter Werner die Nummer zwei der Leipziger. Einzig Stefan Ilsanker ist meist nur noch Reservist, er wurde erst gar nicht für die ChampionsLeague- Gruppenphase nominiert.
Damit seine Spieler im Frühjahr bei Kräften sind, gab Nagelsmann ihnen zwei Tage länger frei. Erst am 6. Jänner, und damit so spät wie keine andere Mannschaft, wird am Leipziger Cottaweg wieder trainiert. Denn die Hinrunde war zwar immens erfolgreich, hat aber auch ihre Spuren hinterlassen. „Ich bin schon froh, dass jetzt ein paar Tage zum Durchschnaufen kommen. Es ist jetzt schon auch mal ratsam, den Fußball ein paar Tage ins Regal zu stellen und sich voll auf die Familie zu konzentrieren“, sagt Nagelsmann.
Ganz ohne Fußball geht es allerdings auch nicht. Nagelsmann wird auch im Urlaub den Laptop, seinen Notizblock und sogar eine kleine Taktiktafel dabei haben. Nach ein paar Tagen der Ruhe will er sich der Rückrundenvorbereitung widmen. (red/ag.)