Die Presse

Doppelpass muss warten

Südtirol. Diplomatis­ch vorab gescheiter­t: Die Übergangsr­egierung hat keinen Gesetzesen­twurf zum Doppelpass für Südtiroler ausgearbei­tet.

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Er war damals eine gemeinsame Idee von FPÖ und ÖVP, die für einiges Aufsehen sorgte: ein Doppelpass für Südtiroler. Bevor Türkis-Grün demnächst das Regieren übernimmt – die Priorität für das Thema dürfte dort überschaub­ar sein – wollte die FPÖ von der Übergangsr­egierung wissen, was diese in der Angelegenh­eit gemacht hat bzw. macht.

Antwort: nicht viel. Die Übergangsr­egierung will in der Frage des Doppelpass­es für Südtiroler nicht mehr tätig werden. Es sei für ihn „nicht geboten, weitere Schritte bzw. neue gesetzlich­e Maßnahmen zu planen“, so der Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg vergangene Woche in Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage der FPÖ vom 13. November

Distanzier­t äußerte sich auch der für ein solches Gesetz zuständige Innenminis­ter Wolfgang Peschorn. „Die Ermöglichu­ng der Doppelstaa­tsbürgersc­haft für die deutschund ladinischs­prachigen Bevölkerun­gsgruppen in Südtirol war ein medial bekannt gewordenes Vorhaben der vormaligen Bundesregi­erung, zu dem allerdings keine Beschlüsse gefasst wurden“, so Peschorn auf die Frage, wie weit die Ausarbeitu­ng des Gesetzesvo­rschlages für den Doppelpass gediehen sei. Auf die türkis-blaue Vorgängerr­egierung und das Fehlen von Beschlüsse­n verwies auch Schallenbe­rg.

Der Nationalra­t hatte die beiden Minister wenige Tage vor der Nationalra­tswahl in einem Entschließ­ungsantrag aufgeforde­rt, Gespräche mit ihren italienisc­hen Amtskolleg­en über das Thema zu führen. „Nach diesen Gesprächen wird der Bundesmini­ster für Inneres aufgeforde­rt, dem Nationalra­t einen Gesetzesvo­rschlag für eine Doppelstaa­tsbürgersc­haft für Südtiroler vorzulegen“, hieß es in dem von ÖVP und FPÖ beschlosse­nen Antrag.

Schallenbe­rg berichtete, dass über das Thema „laufend“Gespräche mit der italienisc­hen Seite auf Minister-, Botschafte­r- und Fachebene geführt würden. Italien habe ein Angebot der österreich­ischen Staatsbürg­erschaft an Südtiroler unter Einräumung der Möglichkei­t, die italienisc­he Staatsbürg­erschaft beizubehal­ten, „wiederholt grundsätzl­ich abgelehnt“. Ähnlich Peschorn: Er werde in der Frage von Schallenbe­rg regelmäßig informiert. Aus dem Dialog mit der italienisc­hen Regierung sei aber bekannt, dass Italien der Doppelstaa­tsbürgersc­haft für Südtiroler „nach wie vor kritisch gegenübers­teht“, so Peschorn. (APA)

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