Rückenwind für Bayer
Die US-Regierung unterstützt den deutschen Pharmakonzern im Streit um mögliche Krebsrisken von Unkrautvernichtern.
In einem ruhigen Börsenhandel vor den Feiertagen konnte die Bayer-Aktie am Montag deutlich zulegen. Grund ist die Rückendeckung der US-Regierung im Glyphosat-Rechtsstreit. Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern erhält im Berufungsverfahren gegen einen Schuldspruch wegen angeblicher Krebsrisken von glyphosathaltigen Unkrautvernichtern Unterstützung aus Washington. Das US-Justizministerium hat am Freitag einen sogenannten Amicus-Schriftsatz beim zuständigen Gericht in San Francisco eingereicht.
Bei dem Fall geht es um ein Urteil vom vergangenen März, das Bayer in höherer Instanz aufheben lassen will. Der Kläger, Edwin Hardeman, hatte ein Unkrautvernichtungsmittel des von Bayer übernommenen US-Saatgutriesen Monsanto für seine Krebserkrankung verantwortlich gemacht.
Eine Jury hatte geurteilt, dass der Konzern haftbar sei, und zunächst eine Strafzahlung von gut 80 Mio. Dollar angeordnet. Später war diese auf 25,3 Mio. Dollar (22,7 Mio. Euro) reduziert worden. Doch auch dagegen hatte Bayer Anfang dieser Woche Berufung eingelegt. Die Rückendeckung der US-Regierung kam beim Konzern gut an. „Wir freuen uns, dass die Vereinigten Staaten ihre Sichtweise in diesem Verfahren eingebracht haben, die mit unseren Argumenten in diesem Fall übereinstimmt“, teilte Bayer mit.
Die Linie der US-Regierung war im Grunde allerdings auch vorher schon klar gewesen. Die Bundesumweltbehörde EPA hatte bereits zuvor betont, das umstrittene Pflanzengift Glyphosat – im Gegensatz zu mehreren US-Gerichtsurteilen – weiterhin nicht als krebserregend einzustufen.
Gegen Bayer gibt es in den USA rund 42.700 Glyphosat-Klagen wegen angeblicher Krebsgefahren. Der Konzern hat sich die Probleme 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Kauf ins Haus geholt und die ersten drei US-Prozesse verloren.
Alle weiteren Verfahren in diesem Jahr wurden verschoben. Die meisten Analysten erwarten, dass sich Bayer über kurz oder lang auf einen milliardenschweren Vergleich mit den zahlreichen Klägern in den USA einigt. Darauf dringen auch die zuständigen Gerichte.
Seit ihrem Tief im Juni hat die Aktie um fast 40 Prozent zugelegt, seit dem Rekordhoch im März 2015 hat sich der Kurs jedoch fast halbiert. (DPA/red.)